Griechen haben immer weniger Einkommen

Die Kaufkraft der Griechen ist seit Beginn der Schuldenkrise um ein Drittel gefallen. Allein im vierten Quartal 2012 sanken die Einkommen um 8,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Das teilte das Statistikamt Elstat am Freitag in Athen mit. Verantwortlich dafür seien sinkende Löhne, geringere Sozialleistungen und höhere Steuern.
22 Prozent weniger
Seit 2009 fielen die Einkommen damit insgesamt um 22 Prozent. Da seither die Preise um etwa zehn Prozent anzogen, ging das sogenannte Realeinkommen um rund ein Drittel zurück. Für Griechenland sind das besonders schlechte Nachrichten, weil die Wirtschaftsleistung zu 75 Prozent vom privaten Konsum abhängt - und damit so stark wie in keinem anderen Euro-Land.
Griechen greifen auf Ersparnisse zurück
Die Griechen greifen in der Krise zunehmend auf ihre Ersparnisse zurück. Die Sparquote fiel Ende 2012 um 5,9 Prozent. Das Land steckt in einer schweren Rezession. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) dürfte 2013 um 4,5 Prozent schrumpfen und damit bereits das sechste Jahr in Folge.
Positiv hingegen die Nachrichten aus dem Tourismus: Diesen Sommer werden 17 Millionen Urlauber erwartet (mehr dazu siehe Hintergrund).
Ein beispielloser Ansturm sonnenhungriger Europäer dürfte der griechischen Tourismus-Branche heuer zu einem kraftvollen Comeback verhelfen. Rund 17 Millionen Urlauber würden 2013 erwartet - so viele wie nie zuvor, sagte der Chef des führenden Branchenverbands, Andreas Andreadis, am Donnerstag in einem Interview der Nachrichtenagentur Reuters. Die Besucherwelle an Hellas' Stränden und antiken Stätten dürfte den Tourismus-Umsatz um zehn Prozent auf elf Milliarden Euro steigern. Das Land hievt seinen wichtigsten Industriezweig damit wieder auf das Niveau von 2009, als die Krise begann und gewaltsame Proteste gegen den Sparkurs des Landes Reisende abzuschrecken begannen.
Inzwischen habe sich die Lage beruhigt und der Verbleib des Landes in der europäischen Währungsgemeinschaft sei nicht mehr so ungewiss, sagte Andreadis weiter. Das habe dem Land für diesen Sommer 15 Prozent mehr Buchungen aus Deutschland und 20 Prozent mehr Reservierungen aus Großbritannien eingebracht. Was das Urlaubsgeschäft leicht beeinträchtigen könnte, so Andreadis, seien eben Streiks und soziale Unruhen. "Im Vergleich zu Italien, Spanien und Portugal ist es dieses Jahr in Griechenland aber sehr ruhig, 'business as usual'." Auch die politische Unsicherheit in Ägypten lasse Reisende umschwenken. Zudem entdeckten immer mehr Osteuropäer Griechenland als Urlaubsziel. In diesem Jahr würden allein 30 Prozent mehr Russen erwartet.
Preise sinken, Niveau steigt
Als Reaktion auf die Krise hätten Hoteliers, Restaurantbesitzer und Touristenattraktionen zudem ihre Preise gesenkt und ihr Niveau angehoben, sagte der Branchenvertreter weiter. Inzwischen hätten rund 40 Prozent der Hotels vier oder fünf Sterne, während es bei den Olympischen Spielen 2004 erst 25 Prozent gewesen seien. Das habe sich herumgesprochen.
Griechenland traut sich zu, mit dem Comeback des Tourismus die negativen Folgen der neuen Krise in Zypern auf die eigene Wirtschaft abfedern zu können. Die Branche macht als wichtigster Industriezweig rund 17 Prozent der griechischen Wirtschaftskraft aus. Zudem ist jeder fünfte Grieche im Tourismus beschäftigt.
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