„Signa Holding: Nach der Pleite wird versteigert“, titelte Aurena am 5. Jänner eine Aussendung in eigener Sache über die APA und lockte mit „Einblick in René Benkos Machtzentrale“. Nach der Insolvenz gehe es „Schlag auf Schlag“, die exklusive Ausstattung des Signa Firmensitzes im Wiener Palais Harrach „kommt unter den Hammer“. Nicht ganz die Tonlage, die der eigentliche Auftraggeber, Sanierungsverwalter Christof Stapf, schätzt. Es soll eine heftigere Diskussion über die öffentlichkeitswirksame Ankündigung gegeben haben.
Großes Interesse
In Wirtschaftskreisen und unter Insolvenzexperten sieht man die drei Versteigerungen kritisch. Angesichts der Milliarden-Überschuldung und Hunderter Millionen Euro, die der Signa-Konzern an Liquidität benötige, schade eine solche Aktion mehr, als sie an dürftigen Einnahmen bringe. Vor allem dürfte die Marke Signa noch weiter beschädigt werden. „Wenn das Büromobiliar mit derart viel Trara versteigert wird, glaubt doch die Öffentlichkeit, das ist der letzte Rest von Signa“, ärgert sich ein Signa-Geschäftspartner.
Ob Klopapierhalter samt Besen oder Konferenztisch, die Gebote seien sehr hoch, das Interesse „extrem groß“, frohlockt man bei Aurena. Ein von Stapf beauftragtes Gutachten beziffert den Verkehrswert des Mobiliars mit 2,8 Millionen Euro.
Versteigert werde Inventar der inzwischen stillgelegten Geschäftsbereiche Akquisition und Repräsentation, erklärt ein Sprecher des Sanierungsverwalters. Die Lage der Holding sei anders als bei den Kerngesellschaften Prime und Development, die „unmittelbare Verwertung von nicht erforderlichen Anlage- und Umlaufvermögen“ sei Teil des Entschuldungskonzeptes.
Experte: "Unüblich früh"
Die Vermieterin, eine Firma der Wlaschek-Stiftung, hat mit der Versteigerung nichts zu tun. Signa schuldet zwei Monatsmieten, deren Höhe weit unter dem erhofften Versteigerungserlös liegt.
Um den Bestandzins abzusichern, hat der Vermieter ein Pfandrecht am Inventar des Mietobjektes. Das Inventar könnte daher vom Vermieter aus der Masse ausgesondert werden, um den Mietzinsrückstand zu begleichen, erklärt der Insolvenzrechtsexperte Moritz Zoppel von der WU. Dem kam der Sanierungsverwalter aber wohl zuvor. Aus dem Verkaufserlös müssen daher vorrangig die Mietrückstände beglichen werden. Der Rest kommt den Sanierungsgläubigern zugute.
Doch die ausständigen Mieten werden von Signa jetzt direkt beglichen.
Zoppel hält den Zeitpunkt der Auktionen für „eher früh“, da das Unternehmen in einem Sanierungsverfahren eigentlich noch weitergeführt wird.
Bei einem Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung muss die Holding den Versteigerungen zustimmen. Das hat sie auch, angeblich zähneknirschend. Dem Sanierungsverwalter schlägt man besser keinen Wunsche ab.
"Menschenzoo"
Die acht verbliebenen Mitarbeiter der Holding sind jedenfalls schockiert. Heute, Donnerstag, werden Interessenten die Büroräume besichtigen. Bis zu 160 Besucher sollen durch das Palais Harrach geschleust werden. Um keine Assoziationen zum „Menschenzoo“ aufkommen zu lassen, wird die Belegschaft nicht anwesend sein.hodoschek.andrea@gmail.com
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