Selbstfahrende Autos fahren noch heuer los

Knopf drücken und los geht’s: Verkehrsminister Klug bei der Probefahrt
Verkehrsminister Gerald Klug drückt bei Teststrecken aufs Tempo - und ließ sich selbst chauffieren.

Infrastrukturminister Gerald Klug will beim automatisierten Fahren auf den heimischen Straßen Gas geben. Noch heuer sollen die ersten Autos getestet werden. "Das Ziel ist, 2016 alle Voraussetzungen zu schaffen, damit Tests in Österreich möglich sind." Im Rahmen eines Aktionsplans soll noch vor der parlamentarischen Sommerpause das Kraftfahrzeuggesetz novelliert werden. Das kündigte Klug am Mittwoch im Vorfeld des EU-Verkehrsministerrats in Amsterdam an. Einen Entwurf hat das Verkehrsministerium bereits vorgelegt, dieser wird derzeit "politisch abgestimmt."

Kritikern, die ein hohes Sicherheits- und Unfallrisiko in den Testfahrten sehen, will Klug bereits vorher den Wind aus den Segeln nehmen: "Sicherheit hat für mich oberste Priorität. Es wird keine Tests ohne Lenkrad geben. Daher wird jederzeit ein Fahrer sofort aufs Lenkrad zugreifen können." Vorerst noch offen sind die Teststrecken, derzeit wird noch an einem idealen Mix für möglichst viele unterschiedliche Fahr- und Verkehrssituationen getüftelt.

Autonome Shuttle-Busse

Bei den Teststrecken hinkt Österreich Deutschland hinterher, im Nachbarland wurden bereits im Vorjahr Teststrecken definiert. In den Niederlanden werden schon die ersten autonom fahrenden Shuttle-Kleinbusse getestet – ohne Lenkrad oder "Fahrer", der notfalls eingreifen könnte. Das kameraüberwachte System ist nur mit einem Notfall-Knopf ausgestattet. Auf einer acht Kilometer langen Strecke werden damit in der Stadt Wageningen Gäste der Agrar-Uni vom Bahnhof zur Uni befördert.

Getüftelt wird auch an weiteren Zukunftsszenarien . Vier Arbeitskreise, in denen 140 Experten aus den unterschiedlichsten Fachbereichen arbeiten, sollen unter anderem den rechtlichen Rahmen abstecken. Oder die für das automatisierte Fahren notwendige Vernetzung der Fahrzeuge untereinander und mit der Straßeninfrastruktur vorantreiben. Eine dritte Gruppe schließlich soll konkrete Anwendungsfälle aufspüren. Klug kann sich etwa regionale Shuttle-Services, aber auch die Zustellung von Gütern auf der "letzten Meile" in Ballungszentren per selbstfahrenden Transportern vorstellen.

Insgesamt sieht Klug Österreich gut aufgestellt. Die staatliche Autobahnbetreiberin Asfinag spiele mit ihrer gut ausgebauten digitalen Infrastruktur entlang der Autobahnen dabei ebenso eine wichtige Rolle wie die Kfz-Zulieferindustrie. Österreich könne technologisch ganz vorne mitspielen, so Klug.

Industrie an Bord

Die Entwicklung sei auch eine gute Chance für die Zulieferindustrie, die in Österreich mit 150.000 Mitarbeitern rund 23 Mrd. Euro jährlich umsetzt. Unternehmen will er nicht nennen, aber Motorenentwickler und Prüfspezialist AVL List oder der unter anderem auf die Autoindustrie spezialisierte Halbleiter-Hersteller Infineon dürften auch europaweit in der Top-Liga mitspielen.

Wann die ersten autonom fahrenden Autos in Österreich in den "Echtbetrieb" gehen, will Klug nicht prognostizieren. Aber, schätzt der 48-jährige Minister: "Ich kann mir vorstellen, dass wir es erleben." Seine erste, sechs Kilometer lange Probefahrt im selbstfahrenden Auto beschrieb Klug am Donnerstag so: "Wir sind eingestiegen, der Fahrer hat einen Knopf gedrückt und schon ging es los." Er sei sich nicht sicher gewesen, ob nicht doch ein Fuß am Gas war.

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