Schwellenländer mit enormem Kapitalverlust

Füße in Schuhen stehen auf einer Straße mit Euroscheinen.
Schwächeres Wachstum schreckt ab; zugleich versprechen steigende Zinsen in den USA höhere Erträge.

Die Zahl klingt gigantisch: In den vergangenen 13 Monaten sollen rund 940 Milliarden Dollar aus den größten 19 Schwellenländern abgeflossen sein. Das berichtet die Financial Times unter Berufung auf Daten und Schätzungen der Investmentbank NN Investment.

Dieser Abfluss wäre größer als während der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008 und 2009. Seit damals seien rund zwei Billionen Dollar in diese Länder geflossen.

RBI-Chefanalyst Peter Brezinschek hält den Abfluss von fast einer Billion Dollar in nur einem Jahr für übertrieben und zweifelt an den Schätzungen. Richtig aber sei, dass die Zuflüsse (Direktinvestitionen und Veranlagungen) für sich alleine betrachtet im Juli so gering wie seit eineinhalb Jahren ausgefallen seien. "Viele Portfoliomanager in Asien haben die Entwicklung unterschätzt."

Hintergrund der Abflüsse: Die Wirtschaft in den großen Schwellenländern, allen voran China, aber auch Russland und Brasilien, schwächelt. Auf der anderen Seite geht es der Konjunktur in den USA immer besser, eine Zinsanhebung im Herbst gilt als sicher. Veranlagungen in den USA werden somit attraktiver. Investoren verlagern also ihre Tätigkeiten zusehends.

Laut einer Umfrage der Bank of America unter 202 Investoren wird die Konjunkturabkühlung in China und die Gefahr einer Schuldenkrise in den Schwellenländern inzwischen als größeres Risiko angesehen als ein Zusammenbruch der Eurozone.

Teurere Kredite

Brezinschek bestätigt, dass die Verschiebungen zu Problemen in den Schwellenländern führen könnten. Finanzierungen würden für Unternehmen nicht mehr so leicht aufzustellen sein und würden somit teurer. "In Folge kann es das Wachstum noch weiter beeinträchtigen."

Schon jetzt bekommen das schwächere Wachstum die chinesischen Staatsunternehmen zu spüren. Ihr Gewinn sank in den ersten sieben Monaten zum Vorjahreszeitraum um 2,3 Prozent. Der Umsatz fiel um 6,1 Prozent.

Um die Wirtschaft anzukurbeln, hat China am Mittwoch zwei staatliche Banken mit fast 100 Mrd. Dollar unterstützt. Die Gelder sollen auch zur Finanzierung von Unternehmen dienen.

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