"Schrott"-Loks gekauft: ÖBB am Pranger der Prüfer

Eine rot-weiß lackierte Lokomotive der ÖBB steht auf einem Gleis.
Vor 20 Jahren erwarben die ÖBB 18 Loks für 70 Millionen Euro - ein Desaster, urteilt der Rechnungshof.

Mit Volldampf ins Millionendesaster sind die ÖBB mit einem Lok-Ankauf vor gut 20 Jahren gefahren: Die Bundesbahnen kauften damals 18 Loks für umgerechnet 70 Millionen Euro. 15 Jahre später wurden die Triebfahrzeuge der Baureihe 1014 auf einen "Schrottwert" von 15.000 Euro pro Stück abgeschrieben. Die Verkaufsversuche ab 2010 blieben erfolglos, geht aus einem am Mittwoch veröffentlichten Rechnungshof-Bericht hervor.

Die Anschaffung der Loks war von Anfang an umstritten, die jetzige Prüfung des Rechnungshofs erfolgte aber erst nach einem Bericht des KURIER im Dezember des Vorjahres (mehr dazu hier).

Eigentlich hätten die von Elin und SGP (mittlerweile Siemens) gebauten Loks auf 30 Jahre abgeschrieben werden sollen. 2009 wurden sie aber vorzeitig stillgelegt. Die permanenten Mängel - eine Lok brannte 2001 völlig aus - machten den Betrieb unrentabel, so der RH. Zwischen 2005 und 2013 brockten die Triebfahrzeuge der ÖBB einen Verlust von 24,5 Millionen Euro ein.

Der Rechnungshof kritisiert auch den Kaufpreis: Die Anschaffungskosten der Lokreihe 1014 seien im Vergleich zur Lokreihe 1116 um 23,4 Millionen Euro höher gewesen, obwohl die 1014er auf einer älteren Technik beruhten und eine geringere Leistungen erbrachten. Auch die Reparaturkosten waren deutlich höher.

"Der Verkaufsprozess war nicht strukturiert und unsystematisch."

Für die erfolglosen Verkaufsversuche machen die RH-Prüfer die ÖBB-Produktion GmbH verantwortlich. Die Geschäftsführung habe den Kaufpreis im Februar 2009 auf rund 15 Millionen Euro geschätzt. Durch eine Bewertung von Fachexperten hätte ein realistischerer Verkaufspreis festgelegt werden können, ist der RH überzeugt, das hätte auch die Verkaufschancen erhöht.

"Der Verkaufsprozess war nicht strukturiert und unsystematisch", fassen die Prüfer zusammen. Für sie unverständlich, warum der Verkauf nicht direkt nach dem Stilllegen der Flotte erfolgte. Damals sei der Gesamtzustand der Triebfahrzeuge noch besser gewesen als nach jahrelangem Stillstand.

Laut Rechnungshof versuchte die ÖBB-Produktion zwei Jahre lang - entgegen den Bestimmungen der entsprechenden Konzernrichtlinie - die Loks ohne Einbindung des strategischen Konzerneinkaufs zu verkaufen, zuletzt 2011 an die ungarische ÖBB-Tochter Rail Cargo Hungaria.

Der jetzige ÖBB-Chef, Christian Kern, stellte am Mittwoch den neuen Fahrplan vor, der mit 14. Dezember in Kraft tritt. Was sich ändert und was gleich bleibt lesen Sie hier.

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