Scholz will Gas aus dem Irak und AKW im Frühjahr abdrehen

Scholz will Gas aus dem Irak und AKW im Frühjahr abdrehen
Gegen FDP-Widerstand will Scholz AKW definitiv abdrehen. Irak will Gas-Exporte mit Hilfe deutscher Unternehmen ausbauen.

Deutschlands Kanzler Olaf Scholz (SPD) hat sich für Gasimporte aus dem Irak ausgesprochen. "Anders als in der Vergangenheit werden wir uns nicht von einzelnen Lieferanten abhängig machen, aber viele andere mobilisieren, mit ihnen eng kooperieren", sagte Scholz bei einer Pressekonferenz mit Iraks Ministerpräsidenten Mohammed Schia al-Sudani am Freitag in Berlin. "Der Irak wäre für uns ein sehr gern gesehener Kooperationspartner bei dem Import von Gas und Öl nach Deutschland."

Gasimporte könnten über Deutschland auch in andere europäische Länder weitergeleitet werden, so Scholz. Al Sudani betonte Iraks Absicht, Gasexporte weiter voranzutreiben. "Wir haben ehrgeizige Pläne für die Nutzung von Gas, das die Ölproduktion begleitet und dabei abgebrannt wird", sagte der Ministerpräsident. "Wir haben diese Möglichkeiten aufgezeigt und deutsche Unternehmen zu Investitionen in diesem Sektor eingeladen."

Kaum ein Land der Welt ist so stark abhängig von den Öleinnahmen wie der Irak. Das Land ist nach Angaben der Internationalen Energieagentur der fünftgrößte Erdölproduzent. Auch Gas exportiert der Irak über ein 2022 eröffnetes LNG-Terminal der Basra Gas Company.

Indes hat Scholz auch gesagt, dass er die deutschen Atomkraftwerke demnächst abdrehen will. Vorbei scheint damit aus SPD-Sicht die Debatte über längere Laufzeiten der AKW.

Streit zwischen Scholz und Lindner

Scholz schließt trotz gegenteiliger Wünsche der FDP eine weitere Laufzeitverlängerung für die deutschen Atomkraftwerke aus. Auf eine Frage der "wochentaz", der am Samstag erscheinenden Wochenausgabe der "taz", ob die Meiler im Frühjahr abgeschaltet würden, sagte der Kanzler: "Ja, definitiv". FDP-Chef Christian Lindner fordert, die Kernkraftwerke länger laufen zu lassen.

Deutschlands Verkehrsminister Volker Wissing schlug vor, die Entscheidung darüber in eine unabhängige Expertenkommission zu verlagern. "Zur demokratischen Debatte gehören unterschiedliche Meinungen", sagte Scholz zu den Äußerungen der Liberalen. "Die Gesetzeslage ist eindeutig - das gilt."

Die drei verbliebenen deutschen Atomkraftwerke hätten ursprünglich schon Ende 2022 vom Netz gehen sollen. Wegen der Energiekrise verlängerte die Koalition die Laufzeiten bis Mitte April. Zuvor hatten Grüne und FDP erbittert über das richtige Vorgehen gestritten - entschieden wurde der Konflikt am Ende durch ein Machtwort von Scholz, der sich dabei in einem ungewöhnlichen Schritt auf seine Richtlinienkompetenz berief.

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