Schokolade: Zwischen veganem Hype und Kinderarbeit

Geht es um Schokolade, hat der Kunde vorm Supermarktregal die Qual der Wahl. Hersteller werben stets mit neuen Kreationen, die zudem mit verschiedensten Nachhaltigkeits- und Fair-Trade-Siegeln angepriesen werden. So liegt aktuell beispielsweise vegane Schokolade mit Pflanzenmilch wie etwa aus Hafer oder Soja anstatt mit herkömmlicher Kuhmilch im Trend.
Die Tafeln mit dem grün-gelben „Vegan“-Logo auf der Verpackung kommen gut an. Immerhin steigt die Anzahl an Veganern in Österreich jährlich an. Auch der Verzicht auf Zucker hält bei den Österreichern immer mehr Einzug. So finden sich auch immer mehr Schokoladentafeln ganz ohne Süße oder mit Ersatzstoffen wie Ahornzucker, Kokosblütenzucker oder dem Süßstoff Erythrit.
Doch neben neuen Trends und innovativen Zutaten in den Schokoladetafeln sehen sich Hersteller zunehmend mit ethischen Fragen rund um die Kakaoproduktion konfrontiert. Obwohl sich immer mehr Produzenten mit verschiedenen Siegeln die Einhaltung von Nachhaltigkeitsstandards und die faire Bezahlung von Bauern zertifizieren lassen, arbeiten laut der deutschen NGO Inkota-Netzwerk immer noch rund 1,5 Millionen Kinder auf den Kakaoplantagen in Westafrika. Der Grund dafür liegt häufig in der schlechten wirtschaftlichen Lage ihrer Familien. Schließlich lebt ein Großteil der Kakaobauern in Westafrika deutlich unter der Armutsgrenze.
Quadratisch, praktisch, krisensicher
Der deutsche Schokoladenhersteller Ritter Sport erwirtschaftete im vergangenen Jahr hierzulande einen Umsatz von 23,1 Millionen Euro und damit ein Plus von 15 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Vor allem Preissteigerungen führten zu diesem Umsatzzuwachs, denn die Absatzmenge des schwäbischen Unternehmens stieg nur um 5 Prozent. Das entspricht auch der Entwicklung des heimischen Gesamtmarktes für Tafelschokolade und Pralinen. Auch dieser wuchs – vor allem inflationsbedingt – um rund 10 Prozent. Insgesamt verkaufte Ritter Sport 2023 etwa elf Millionen Schokotafeln in Österreich und rund 21 Millionen Röllchen der Marke Amicelli, die Ritter Sport im Jahr 2021 übernommen hatte.
Veganer Marktführer
Seit 2016 stellt das Unternehmen, das auch in Österreich produziert, auch eigens gekennzeichnete vegane Schokolade her und ist in diesem Segment mit 41 Prozent Anteil Marktführer. Auch der Umsatzzuwachs zum Vorjahr ist in der veganen Sparte mit 95,3 Prozent am größten.
Um Kinderarbeit zu verhindern, müssten die Bauern laut Inkota-Netzwerk zumindest 20 Cent von jedem Euro erhalten, der in Europa für Schokolade ausgegeben wird. Aktuell sind es nur 6 bis 7 Cent, die bei den Bauern ankommen. Und das, obwohl der Kakaopreis aktuell aufgrund von wetterbedingt schlechten Ernten in den letzten zwei Jahren und Spekulationsgeschäften auf einem absoluten Rekordhoch liegt. Bei den Bauern kommt das kaum an, weil mehr als die Hälfte der Ernte vor einem Jahr günstiger verkauft wurde.
Naschkatzen
Acht Kilogramm an Schokoladeprodukten isst der durchschnittliche Österreicher jedes Jahr. Davon sind ganze zwei Kilo
Schokoladetafeln. Der Rest besteht großteils aus Saisonware und Keksen.
Kakaoanbau
Die Kakaopflanze stammt aus Südamerika und wächst heute in
Äquatornähe rund um den Globus. Die größten Produzenten sind Ghana und die Elfenbeinküste. Sie liefern etwa 60 Prozent des weltweit verarbeiteten Kakaos.
„Bauern sollen fordern“
Josef Zotter, Gründer von Zotter Schokolade, setzt sich für eine faire Bezahlung seiner Kakaobauern ein. Er besucht sie in den Anbauländern, um sie zu schulen; „Wir sagen ihnen, sie sollen den Kakao nicht nur anbauen, sondern auch selbst fermentieren und trocknen. Dann können sie auch mehr Geld verlangen.“ Zotter findet aber auch, dass die Bauern selbst entscheiden könnten, wie viel Geld sie verlangen: „Die Bauern müssen wieder lernen, den Preis selbst zu gestalten. Wenn sie mehr Geld wollen, dann sollen sie mehr Geld fordern. Dann wird einfach die Schokolade auch entsprechend teurer.“
Zuletzt hatten gestiegene Kosten für Energie und Transport die Hersteller unter Druck gesetzt. In Folge kam es bei fast allen Marken zu Preiserhöhungen, bei Zotter betrugen diese etwa sechs Prozent innerhalb der letzten zwei Jahre.
Kommentare