Reich mit Arm? Die 5 wichtigsten Fragen zum Börsengang des Jahres
Der britische Chipdesigner Arm hat quasi ein Monopol bei der Architektur von Smartphone-Chips. Noch im September geht die Softbank-Tochter an die Börse.
Der IPO war mit Spannung erwartet worden: Noch im September soll der britische Chip-Entwickler Arm sein Börsedebüt an der US-Technologiebörse Nasdaq geben und unter dem Kürzel "ARM" notieren. Das Unternehmen zählt zu den wichtigsten Technologieunternehmen der Welt, hat quasi ein Monopol beim Design von Smartphone-Chips.
Es dürfte vom Volumen her der größte Börsengang in den USA seit dem Uber-IPO vor drei Jahren werden. Details über die Zahl der angebotenen Aktien und den Preis stehen noch aus.
Die wichtigsten Fragen zum Mega-Börsengang:
1. Wer ist Arm?
Arm wurde vor 33 Jahren als Joint Venture von Acorn Computers, Apple und VLSI Technology gegründet und beschäftigt heute rund 6.000 Mitarbeiter weltweit. Das britische Unternehmen ist ein "Hidden Champion" in der Chipindustrie, weil es keine Chips selbst entwickelt, sondern Designs, konkret Blaupausen für integrierte Schaltungen, die in mobile Geräte eingebaut werden.
Arm war bereits von 1998 bis 2016 an der Börse notiert - damals in London und an der Nasdaq -, bevor es der japanische Technologieriese Softbank für 32 Milliarden Dollar übernahm.
Ein späterer Verkauf an den US-Chipkonzern Nvidia scheiterte im vergangenen Jahr an Bedenken von Wettbewerbshütern. Danach wurde der Börsengang beschlossen. Softbank will auch nach der Aktienplatzierung die Mehrheit an Arm behalten.
Auf Basis der von Arm entworfenen Chip-Architekturen basieren fast alle Smartphone-Chips. Arm-Chips gelten als erheblich stromsparender als andere Chipdesigns, weshalb sie etwa von Apple und Samsung für ihre Smartphones eingesetzt werden. Auch der Halbleiterkonzern Qualcomm, mit dessen Chips viele Android-Telefone laufen, greift darauf zurück.
Im abgelaufenen Geschäftsjahr wurde die Technologie von Arm in mehr als 30 Milliarden Chips verwendet.
Die Arm-Designs setzten sich in Smartphones gegen Chipsysteme von Intel durch- Inzwischen werden Chips auf Basis von Arm-Architekturen auch in Rechenzentren eingesetzt, und Apple nutzt sie in seinen Mac-Computern. Arm gilt wegen seiner Neutralität als "die Schweiz der Chips". Es wird erwartet, dass viele Kunden von Arm sich Aktien sichern werden.
3. Wie verdient Arm sein Geld?
Einerseits mit Lizenzeinnahmen und andererseits mit Gebühren für jeden einzelnen produzierten Chip, der mit seiner Technologie hergestellt wird. Mehr als die Hälfte der Lizenzeinnahmen stammen aktuell aus dem Smartphone- und Unterhaltungselektronik-Geschäft.
Das Unternehmen hat den Abschwung der Chipindustrie im Zuge der gedämpften Konjunktur mit diesem Geschäftsmodell besser überstanden als andere und drängt nun in Bereiche wie Cloud-Technologie, die immer noch boomen.
Der Umsatz von Arm ist im abgelaufenen Geschäftsjahr (per Ende März) um ein Prozent auf 2,68 Milliarden Dollar gesunken, nachdem das Geschäft mit Smartphones wie dem iPhone von Apple zurückgegangen ist.
Im Startquartal 2023/24 (Ende Juni) lag das Minus bei 2,5 Prozent, der Umsatz bei 675 Millionen Dollar. Experten sehen das leichte Umsatzminus angesichts des schwachen Smartphone-Marktes aber als positives Zeichen: Denn das deute darauf hin, dass Arm mehr Geld pro Chip bekomme.
Im Börseprospekt ist auch von Risiken im Geschäft mit China zu lesen. So sind einige leistungsstarke Arm-Chipdesigns bereits von US-Beschränkungen für Exporte nach China betroffen.
5. Wie wertvoll ist Arm?
Die Bewertung liegt aktuell bei 60 bis 70 Milliarden Dollar. Softbank dürfte rund 10 Prozent an die Börse bringen. Über Anzahl und Preis der Aktien ist bis dato noch nichts bekannt. Laut Bloomberg ist ursprünglich ein Erlös von acht bis zehn Milliarden Dollar angestrebt worden. Die Einnahmen könnten aber geringer ausfallen, da Softbank einen höheren Anteil behalten wolle, hieß es.
Softbank hatte im vergangenen Jahr versucht, Arm für 40 Milliarden Dollar an Nvidia zu verkaufen, war aber an den Kartellbehörden in Europa und den USA gescheitert.
Kommentare