Raiffeisen Landesbank NÖ-Wien erreicht "normale Flughöhe"

Raiffeisen Landesbank NÖ-Wien erreicht "normale Flughöhe"
2022 schrieb man ein Minus, 2023 ging es steil bergauf, 2024 belasteten Sondereffekte das Ergebnis: Unterm Strich gibt es knapp 400 Mio. Euro Gewinn.

Wirtschaftskrise, Pleitewelle, Bankenabgabe: kein leichtes Umfeld für die heimischen Geldinstitute. Die Raiffeisenlandesbank Niederösterreich-Wien (RLB NÖ-Wien) konnte im Vorjahr trotzdem wieder einen Gewinn verbuchen.

„Wir haben in einem herausfordernden Umfeld eine hohe Resilienz bewiesen, konnten zugleich profitabel wirtschaften und unser Kapital weiter aufstocken“, sagt Generaldirektor Michael Höllerer zum KURIER.

Plus beim operativen Geschäft 

Der Reihe nach: Das Ergebnis aus dem operativen Bankbetrieb betrug 179,7 Millionen Euro. Das ist ein Plus von 41 Prozent gegenüber 2023. Das höhere Kredit- und Einlagenvolumen gelang laut Höllerer bei den Privatkunden genauso wie bei den Klein- und Mittelbetrieben und bei den Kommerzkunden.

Allein im Segment KMU weist die Bank 266 neue Kunden aus. Seit Höllerer die Bank vor drei Jahren übernommen hat, konzentriert sich das Institut noch stärker auf den privaten und unternehmerischen Mittelstand.

Raiffeisen Landesbank NÖ-Wien erreicht "normale Flughöhe"

Michael Höllerer: "Herausforderndes Umfeld"

Auch die Kooperation mit dem Finanzdienstleister Bitpanda macht sich offenbar bezahlt. Seit ungefähr einem Jahr ermöglicht die RLB NÖ-Wien ihren Kunden über „Mein Elba“ die Veranlagung in Kryptowährungen. Knapp 3.000 Privatkunden machten bisher davon Gebrauch, wie aus der Präsentation der Bank hervorgeht.

RBI-Sondereffekt

Das Ergebnis nach Steuern betrug im Vorjahr 397,2 Millionen Euro – nach 807,8 Millionen im Jahr davor. Der Rückgang hat mit der Raiffeisenbank International RBI zu tun. Die RLB NÖ-Wien ist mit 25 Prozent plus einer Aktie an der RBI beteiligt.

Deren Ergebnisbeitrag sank von 738,7 Millionen auf 302,9 Millionen. Grund ist einmal mehr der Ukrainekrieg. Als Folge davon zog sich die RBI im Vorjahr aus Weißrussland zurück. Ein Sondereffekt, der verdaut werden musste.

Die RLB NÖ-Wien musste ihre RBI-Beteiligung wegen des Krieges und des dahindümpelnden RBI-Börsenkurses um 278 Mio. Euro wertberichtigen (übrigens: die RBI-Aktie legt seit Dezember wieder kontinuierlich zu).

Raiffeisen Landesbank NÖ-Wien erreicht "normale Flughöhe"

RBI sorgt für Sondereffekt

Höllerer zum Rückgang: „Wenn wir die außergewöhnlichen Einmaleffekte rund um die RBI berücksichtigen, so haben wir mit dem jetzigen Ergebnis von knapp 400 Millionen sozusagen die normale Flughöhe erreicht.“

Eigenmittelquote steigt

Zur Erinnerung: Vor drei Jahren hatten die Russland-Probleme der RBI die RLB-Bilanz völlig verhagelt. Man war sogar in die roten Zahlen geschlittert.

Was noch in der Bilanz 2024 auffällt: Die Eigenmittelquote stieg auf 24 Prozent (nach 22,4). Diese Kennziffer gibt an, wie gut ein Institut Verluste wegstecken kann. Die RLB liegt damit über den Vorgaben. „Wir müssen uns noch widerstandsfähiger positionieren“, sagt dazu Höllerer. Die Risikokosten sind gestiegen: von knapp 50 auf rund 73 Millionen Euro.

Interessant ist auch noch die Kennzahl zum Kosten-Ertrags-Verhältnis, die die Effizienz in einem Unternehmen anzeigt. Die verbesserte sich von 53 Prozent auf 47,8 Prozent (ohne Einrechnung des RBI-Anteils).

Das bedeutet, dass die Bank für jeden Euro an generierten Einnahmen 47,8 Cent für Betriebs- und Verwaltungskosten ausgibt. International üblich ist ein Wert zwischen 50 und 60 Prozent.

Wirtschaftliche Lage angespannt

Und wie wird 2025? Man werde weiterwachsen, so Höllerer, budgetiere aber eher konservativ. Denn gesamtwirtschaftlich werde noch einiges an ökonomischen Problemen auf Österreich zukommen.

Derzeit herrsche viel Unsicherheit in der Wirtschaft. Bei den Banken ist es die von der Regierung in Aussicht gestellte erhöhte Bankenabgabe, die 500 Millionen betragen soll. 

Der gesamte Raiffeisen-Sektor wäre laut Schätzungen zu einem Drittel davon betroffen. Und allein die RLB NÖ-Wien? Im Vorjahr hat die Bank laut Höllerer sieben Millionen überwiesen. Mit der neuen Abgabe wären es dann 22 Millionen.

Die RLB NÖ-Wien ist das Spitzeninstitut der 42 niederösterreichischen Raiffeisenbanken. Zusammen mit „Raiffeisen Wien. Meine Stadtbank“ werden rund 370 Standorte in Niederösterreich und Wien betrieben und über 1,25 Millionen Kundinnen und Kunden betreut.

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