Raiffeisen-Holding will in neue Geschäftsbereiche investieren

Raiffeisen-Holding will in neue Geschäftsbereiche investieren
CEO Michael Höllerer: Gesundheit und Energie, Interesse an Medienbeteiligung der Signa, zuversichtlich für Strabag-Russland-Deal.

Die niederösterreichische Raiffeisen-Holding, die größte private Beteiligungsholding und ein Mischkonzern mit zahlreichen Unternehmensbeteiligungen, soll strategisch neu ausgerichtet werden.

„Wir wollen der Raiffeisen-Holding ein neues Profil geben und in neue Geschäftsbereiche gehen“, kündigte Holding-CEO Michael Höllerer am Dienstag im Klub der Wirtschaftspublizisten an.

Die Holding ist im Nahrungs- und Genussmittelbereich mit Agrana, der Molkerei NÖM und der Mühlengruppe Leipnik Lundenburger ebenso investiert wie in der Raiffeisen Landesbank Niederösterreich-Wien und der Strabag, Europas größtem Baukonzern. 

Als neue Geschäftsfelder definiert Höllerer den Gesundheits- und Pflegebereich sowie Energie. Raiffeisen sehe sich als nachhaltiger Investor, der den Kunden bei der Energiewende zur Seite stehe. Der Ökostrom-Tarif „Auri One", der seit dem Vorjahr für Endkunden angeboten wird, erfreue sich großer Beliebtheit.

Signa-Medienbeteiligung

Raiffeisen Niederösterreich ist über die Medicur Holding auch Mehrheitseigentümer des KURIER. Seit der Insolvenz der Signa-Gruppe steht deren Medienbeteiligung ebenfalls zum Verkauf. René Benko hatte sich 2018 indirekt bei Krone und KURIER eingekauft. Die Signa Holding erwarb von der deutschen Funke-Gruppe 49 Prozent der WAZ-Auslandsholding. Diese wiederum ist mit 50 Prozent an der Krone beteiligt und hält knapp unter 50 Prozent am KURIER. Es gibt gegenseitige Aufgriffsrechte. 

Wenn sich bei einem Eigentümer was tue, „sind wir grundsätzlich interessiert“, sagt Höllerer und bestätigte am Dienstag konkretes Interesse am Signa-Medienpaket. Ob sich dieses Interesse nur auf die KURIER-Beteiligung fokussiere oder auch auf die Krone-Anteile, ließ Höllerer offen. 

Signa soll rund 80 Millionen Euro für die WAZ-Anteile ausgeben habe, wurde beim Einstieg kolportiert.  Angesichts der angespannten Lage der heimischen Medienbranche ist nicht davon auszugehen, dass der Wert dieser Anteile inzwischen gestiegen ist.
Zu den Signa-Krediten der RLB NÖ-Wien wollte sich Höllerer mit Verweis auf das Bankgeheimnis nicht äußern.

„Hindernislauf“

Höllerer, der als Chef der RLB NÖ-Wien auch im Aufsichtsrat Raiffeisen Bank International (RBI) ist, zeigte sich überzeugt, dass der Strabag-Russland-Deal sanktionskonform sei. Das sanktionsrechtliche Umfeld sei „mehr als sauber“ geprüft worden. Für das strenge Vorgehen der Behörden habe er Verständnis, so einen Deal könne man nicht einfach durchwinken.  

Die RBI, deren größter Aktionär die RLB NÖ-Wien ist, will wie berichtet über eine komplexe Konstruktion eingefrorene Gewinne ihrer Russland-Tochter loseisen. Einen Zeitplan für den Abschluss nannte Höllerer nicht. Zu Kritik der Europäischen Zentralbank (EZB), der Rückzug aus Russland passiere zu langsam, meinte Höllerer, „das ist ein Hindernislauf und kein Sprint“. Dass die EZB genau auf das Thema schaue, sei aber „ihr gutes Recht und ihre Pflicht“.  

Bundesschätze

Dass die Republik jetzt für Bundesschatzscheine Zinsen bezahlt, stört Höllerer nicht. Allerdings finde er es unfair, dass die Bundesfinanzierungsagentur bei den Anlegern mit „unbegrenzter Einladensicherheit“ werbe (gemeint ist die Republik Österreich).   

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