Proteste am Flughafen Wien noch in der Ferienzeit möglich

Proteste am Flughafen Wien noch in der Ferienzeit möglich
Streit bei Lauda: Gewerkschaft kündigt zeitgleiche Betriebsversammlungen bei mehreren Airlines in den nächsten Wochen an.

Die Gewerkschaft erhöht den Druck, um die Arbeitsbedingungen der Beschäftigten der am Flughafen Wien stationierten Airlines zu verbessern. Nach einem Krisengipfel der Arbeitnehmervertreter von Lauda, AUA, Eurowings und Level am Mittwoch wurden gemeinsame, zeitgleiche Betriebsversammlungen „in den nächsten Wochen“, also noch in der Ferienzeit, vereinbart. Passagiere müssen daher mit Beeinträchtigung des Flugverkehrs rechnen, kündigte Anton Fuszko, Vorsitzender des Vida-Ausschusses Fliegendes Personal, an.

Anlass für die Krisensitzung waren die jüngsten Vorfälle bei der Ryanair-Tochter Lauda. Wie berichtet wollen die Iren bis 14. August vom Lauda-Personal Dienstrechtszugeständnisse, um den Flugbetrieb profitabler zu machen. Zudem wurde gedroht, billigere polnische Leihpiloten einzusetzen sowie ab Herbst eigene Ryanair-Flugzeuge in Wien zu stationieren.

„Erpressung“

Die Gewerkschaft sieht darin eine „Erpressung“ der Lauda-Belegschaft und ortet mögliche Arbeitsrechtsverletzungen. Konkret soll es laut vida eine Regelung geben, dass nach Erreichen des gesetzlichen Höchstlimits von 900 Flugstunden im Jahr Betroffene vom Unternehmen automatisch in den Urlaub geschickt werden sollen. Das könne weder vom Betriebsrat noch von der Gewerkschaft mitgetragen werden, betonte Fuszko. Denn das Gesetz sehe Urlaub zu Erholungszwecken vor, was Planbarkeit und gegenseitiges Einvernehmen voraussetze – das wäre hier nicht mehr gegeben. Weiters fordere die Geschäftsführung vom Bordpersonal 850 Flugstunden im Jahr, sonst sei mit Sanktionen wie die Reduzierung der monatlichen freien Tage von zehn auf sieben zu rechnen. Damit seien die Beschäftigten „absoluter Willkür der Unternehmensführung ausgesetzt“, ergänzt vida-Vorsitzender Roman Hebenstreit.

Faro statt Wien?

Die Lauda-Piloten fürchteten bei der Betriebsversammlung am Mittwoch auch, dass Ryanair die Lauda-Flotte aus Wien nach Faro/Portugal verlagern könnte. Sollten tatsächlich Flugzeuge von Wien nach Faro überstellt werden, würde dies die hiesigen Crews ihre Jobs kosten. Die Ryanair-Basis an der Algarve soll nach Medienberichten sowie Angaben von portugiesischen Gewerkschaftern Anfang 2020 geschlossen werden. Mehr als 100 Jobs sind davon betroffen. Hintergrund der Schließung soll ausgerechnet ein angekündigter Streik des Ryanair-Kabinenpersonals vom 21. bis 25. August sein. Ryanair selbst verweist auf die Ankündigung, wegen der verspäteten Auslieferung der 30 bestellten Boeing 737 MAX-Flugzeuge Basen in Europa reduzieren oder schließen zu müssen. Faro soll aber weiter angeflogen werden.

Die Gewerkschaft will den Streit bei Lauda auch dazu nutzen, endlich einen einheitlichen Branchen-Kollektivvertrag (KV) auszuverhandeln. Die Wirtschaftskammer (WKO) legte sich bisher quer. Als ersten Schritt will die Gewerkschaft deshalb den wirtschaftlich stärksten Kollektivvertrag – also jenen der AUA – „satzen“ lassen, damit gelte er für alle ansässigen Airlines. Ein solcher Antrag an das Sozialministerium soll in den nächsten ein bis zwei Wochen erfolgen.

 

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