Prämien für AUA-Manager: Finanzminister rüffelt Vorstand

AUA will Millionen vom Staat und spart bei Mitarbeitern
Blümel erwartet Korrektur. 200 Führungskräfte erhalten Boni trotz Staatshilfe. Vorstände sollen für 2019 rund eine halbe Million Euro ausgeschüttet bekommen.

Die Austrian Airlines hat trotz der Corona-Krise und dem daraus resultierenden hohen Verlust von 99 Mio. Euro im zweiten Quartal und 450 Mio. Euro Staatshilfe Prämien an rund 200 Führungskräfte ausgezahlt.

Finanzminister Gernot Blümel (ÖVP) zeigte sich nach einem Gespräch mit AUA-Chef Alexander von Hoensbroech schwer verärgert und bezeichnete diese Vorgangsweise als "unverständlich".  Die Regierung habe ein "sehr gutes Paket geschnürt, um die Arbeitsplätze zu sichern und dem Standort eine Perspektive zu geben". Für das laufende Geschäftsjahr wurde in der Richtlinie ausgeschlossen, dass Staashilfe für Boni, Ausschüttungen oder dergleichen verwendet werden.

PK "AKTUELLE HILFEN FÜR DIE WIRTSCHAFT": BLÜMEL

Finanzminister Gernot Blümel: "Vermisse jede Sensibilität"

Auch wenn die Boni das Jahr 2019 betreffen, "lässt diese Handlungsweise jede Sensibilität vermissen. Ich erwarte, dass der Vorstand seiner Verantwortung gerecht wird, eine Lösung dafür findet und darüber hinaus, dass die ausständigen Erstattungen der Ticketpreise durch die AUA umgehend erledigt werden".

Wie der Standard berichtete, betreffen die Zahlungen das Geschäftsjahr 2019, das die AUA mit 19 Mio. Euro Gewinn abschloss.

Für das heurige Krisenjahr wird es keine Prämien geben. Bei Verlust gebe es keine Boni, sagte eine AUA-Sprecherin laut Bericht. Insgesamt seien  nun für das abgelaufene Geschäftsjahr 2,9 Mio. Euro  ausgezahlt worden. Eine halbe Million Euro davon ging demnach an den Vorstand. Alle erhielten die Gelder infolge Corona verspätet – nämlich nicht im Frühjahr, sondern im Sommer.

Der AUA-Bordbetriebsrat kritisiert, dass die Ausschüttung erfolge, obwohl viele Kunden noch auf ihr Geld für abgesagte Flüge warten. Die FPÖ ortet einen „Selbstbedienungsladen der Republik“. Die SPÖ will ein Boniverbot für Unternehmen, die Staatshilfe beziehen. Roman Hebenstreit, Vorsitzender der Gewerkschaft vida, fordert von der Regierung über ein „Boni-Auszahlungsverbot“ für das Management als Bedingung für Staatshilfe nachzudenken. „Die hart arbeitenden Steuerzahler können ihrem Geld wohl nur mehr nachwinken, wie es mit den Top-Managern der AUA davonfliegt“, übt er Kritik.

Die AUA-Vorstände verzichteten aktuell auf "rund zwei Drittel ihres Gesamtgehalts", die anderen Führungskräfte auf "bis zu ein Drittel", erklärte eine AUA-Sprecherin. "Das wird es nicht nur 2020, wo wir Verluste schreiben werden, geben, sondern die nächsten drei bis fünf Jahre - je nach wirtschaftlicher Lage." Fast alle Führungskräfte befinden sich den Angaben zufolge derzeit in Kurzarbeit. Generell seien durch die Staffelung der Kurzarbeit Mehrverdiener stärker vom Gehaltsverzicht belastet.

Betreffend Rückerstattungen von Kundenforderungen wegen ausgefallener Flüge infolge der Coronavirus-Pandemie erklärte die Sprecherin, dass bereits "rund 90 Prozent aller Anträge, die uns bis Ende Juni erreicht haben", abgearbeitet worden seien. "Wir arbeiten weiterhin mit Hochdruck an einer raschen Bearbeitung."

 

 

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