Plastikmüll aus Österreich soll illegal in Malaysia gelandet sein

Plastikmüll aus Österreich soll illegal in Malaysia gelandet sein
Greenpeace berichtet von verbotener Verschiffung von 800 Tonnen nicht-recycelbaren Kunststoffabfällen. Firma aus NÖ verwickelt.

Der Umweltorganisation Greenpeace ist einem Fall von möglicherweisen illegalen Plastikmüll-Export auf die Spur gekommen. Bei dem Fall sollen 700 Tonnen nicht-recycelbares Material aus Österreich nach Malaysia verschifft worden sei. Die Unterlagen deuten darauf hin, dass 28 Container mit vermeintlich wiederverwertbaren Plastik den Weg nach Asien gefunden haben.

Laut Greenpeace wurde das Umweltministerium informiert, dieses plane demnach vier Container der Lieferung, die nicht durch den Zoll von Malaysia kamen, für eine genaue Analyse zurück nach Österreich zu bringen. Foto- und Videomaterial und Aussagen des Recycling-Unternehmens in Malaysia deuten laut der Aussendung daraufhin, dass der Händler in Asien entgegen der Vereinbarung gemischten nicht-recycelbaren Elektro-Plastikschrott erhielt, der deshalb auf einer Deponie landete. Das Verschiffen von gemischtem, also nicht-recycelbarem und mit Chemikalien belasteten Plastikmüll nach Malaysia ist wie in alle Nicht-OECD-Länder seit 2019 verboten.

Plastikmüll soll vermieden werden

Bereits 2019

Neben den 28 Containern im Jahr 2020 wurden laut den Greenpeace vorliegenden Unterlagen aber auch schon 2019 mindestens elf Container mit Müll aus Österreich nach Malaysia verschifft. Offizielle Meldungen an das Umweltministerium über Transporte von Plastikmüll nach Malaysia gebe es jedoch keine.

Firma aus Niederösterreich involviert

Laut einem Bericht in der ZiB2  soll im aktuellen Fall die niederösterreichische Firma FCC Mostviertel Abfall Service GmbH in Amstetten verwickelt sein. Dort wurde der Plastikmüll als unbedenklich eingestuft und weiterverkauft. Insgesamt sollen mindestens fünf Unternehmen und Zwischenhändler involviert gewesen sein. Mit den betroffenen Firmen  ist mittlerweile auch das Umweltministerium in Kontakt, nachdem Greenpeace die Behörden im Spätsommer 2020 auf die Missstände aufmerksam gemacht hatte.

In einer Stellungnahme von FCC Austria gegenüber dem ORF teilte das Unternehmen mit, dass man "unmittelbar nach Bekanntwerden möglicher Probleme, in Bezug auf die Qualität und Recyclingfähigkeit von Teilen des gelieferten Materials, das ostasiatische Recyclingunternehmen schriftlich darauf hingewiesen habe, dass eine Verbringung des Materials auf Deponien auf keinen Fall erfolgen darf und eine Rückholung nach Österreich unbedingt stattfinden muss“.  Eine eingehende Überprüfung der Thematik wurde veranlasst, die für die Sache  zuständige Person sei vorübergehend freigestellt worden.

Teure Entsorgung

Der wirtschaftliche Hintergrund: Fachgerechte Entsorgung oder Verbrennung von Müll in Österreich ist aufgrund von Umweltauflagen und höheren Lohnkosten teuer, laut Verband Österreichischer Entsorgungsbetriebe zwischen 100 und 170 Euro pro verbrannter Tonne. Bei dem aktuellen Fall wären das bis zu 120.000 Euro gewesen. Stattdessen soll offenbar der asiatische Händler die Kosten für Transport und Zoll in der falschen Annahme übernommen haben, das Material recyceln und weiterverkaufen zu können.

700 Tonnen sind angesichts eines Berichts der EU-Umweltagentur EEA vom Oktober 2019 ein geringe Menger, denn im Jahr 2019 sollen von der EU rund 1,8 Millionen Tonnen Plastikmüll exportiert worden sein. Jedoch wies Greenpeace auf eine Analyse des Forschungszentrums Transcrime für das EU-Projekt "Blockwaste" hin, wonach in Österreich über 50 Prozent der gefährlichen Abfälle vom offiziellen Markt verschwinden würden.

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