Orakel-Test: Österreichs treffsicherste Wirtschaftsforscher

Orakel-Test: Österreichs treffsicherste Wirtschaftsforscher
Focus Economics analysiert, wie gut die Prognosen im abgelaufenen Jahr waren. Wer waren 2017 Österreichs beste Forscher?

Das Ritual wiederholt sich im Vierteljahrestakt: Die Wirtschaftsforscher legen ihre aktuellen Prognosen für die Wirtschaftsentwicklung vor. Beschleunigt sich die Konjunktur? Ist der Höhepunkt schon erreicht? Legt die Wirtschaft den Retourgang ein? Im Nachhinein interessiert sich kaum noch jemand dafür, ob die Vorhersagen gestimmt haben oder nicht.

Außer den Datensammlern von Focus Economics: Der 1998 gegründete Infodienstleister mit Sitz in Barcelona erstellt sogenannte Konsens-Prognosen und sammelt dafür monatlich in 87 Ländern bei Wirtschaftsforschern und Bankanalysten die jüngsten Prognosen ein. Dadurch weiß Focus Economics im Nachhinein, wessen Wirtschaftsdaten am zuverlässigsten und treffsichersten waren. Je früher jemand richtig lag, umso höher wird dieser Treffer gewichtet.

Im soeben veröffentlichten "Analyst Forecast Award" 2018 holte in Österreich das Team des Institutes für Höhere Studien (IHS) rund um Helmut Hofer den ersten Platz. Es sicherte sich die Gesamtwertung vor Raiffeisen Research und Unicredit rund um Stefan Bruckbauer. In dieses Gesamt-Ranking fließt das Abschneiden bei allen beobachteten Wirtschaftsdaten ein, wobei die Wirtschaftsleistung (Bruttoinlandsprodukt) und Inflation allerdings etwas höher gewichtet werden.

Das erklärt, warum das Wirtschaftsforschungsinstitut WIFO trotz seiner Siege in den zwei Einzelkategorien BIP und Budgetsaldo nicht unter den Gesamt-Top drei aufscheint. WIFO-Vizechef Marcus Scheiblecker freut sich dennoch über den Spitzenplatz bei zwei aus seiner Sicht zentralen und politisch relevanten Wertungen, lediglich bei der (für die Lohnverhandlungen wichtigen) Inflationsprognose hätte er sich ein besseres WIFO-Resultat erwünscht. Er sieht die Rangliste allerdings mit einem Augenzwinkern. "Das ist nett, aber es handelt sich um ein einziges Jahr. Wissenschaftlich relevant ist das nicht, dazu müsste man das Abschneiden über 20 Jahre vergleichen", sagte er zum KURIER. In der Konjunkturprognose sei es überdies entscheidender, die Tendenz des Auf und Ab richtig zu erfassen, als eine Punktlandung bei der Nachkommastelle zu landen.

Praktisch wortident - "ganz nett" - bewertet auch der Ranking-Gewinner 2017, Helmut Hofer, das Abschneiden. Er hätte den Sieg gar nicht erwartet, denn das IHS sei im abgelaufenen Jahr 2017 mit seinen BIP-Prognosen deutlich zu vorsichtig gewesen. "Hätte jemand in Österreich zwei Jahre im Voraus ein Wachstum 2017 von drei Prozent prognostiziert, wäre gefragt worden: Was hat man euch gezahlt?" In gewissem Sinne sei es auch eine Glückssache, ob man eine Punktlandung erwischt. Und, wie sowohl Hofer als auch Scheiblecker betonen: Häufig werden die BIP-Daten im Nachhinein noch revidiert. Das wird von Focus Economics allerdings unterschlagen.

Beim Einzelfaktor Inflation schnitt das Analystenteam von Credit Suisse am besten ab, bei der Prognose des Leistungsbilanzsaldo traf die DZ-Bank ins Schwarze.

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