Onlinehandel beflügelt das Geschäft: Post schupft immer mehr Packerln
Das klassische Briefgeschäft schrumpft pro Jahr um rund fünf Prozent, der Umsatz mit adressierter Werbepost sinkt aufgrund von Datenschutzregelungen, und der mit Finanzdienstleistungen geht aufgrund der Beendigung der Kooperation mit der Bawag zurück. Trotzdem wurde der Umsatz im ersten Halbjahr 2019 um 2,7 Prozent auf 981 Millionen Euro gesteigert. Der Gewinn legte von 75,9 auf 79,4 Millionen Euro zu.
Denn der Onlinehandel beschert der Post (20.000 Mitarbeiter) ein gutes Wachstum beim Paketgeschäft. So wurde der Paketumsatz um 7,8 Prozent auf 283 Millionen Euro erhöht. Insgesamt 55 Millionen Stück wurden im ersten Halbjahr verfrachtet.
Amazon weitet eigene Zustellung aus
„Das Wachstum im Paketbereich wird das heurige und auch nächstes Jahr prägen“, sagte Postchef Georg Pölzl. Dabei ist der Preisdruck durch die Mitbewerber deutlich gestiegen. Vor allem der Aufbau der eigenen Zustellung durch den größten Kunden Amazon hinterlässt deutliche Spuren. „Wir haben die Amazon-Pakete in Wien verloren und Amazon weitet sein Zustellangebot mittlerweile auch auf den Speckgürtel von Wien aus“, räumt Pölzl ein.
Um sich für die nahe Zukunft zu wappnen, hat die Post im Frühjahr das Privatkunden-Paketgeschäft der deutschen Posttochter DHL in Österreich erworben. Seit August gehören drei DHL-Sortierzentren samt zehn Zustellbasen und 200 Mitarbeitern zur Post. DHL stellte bisher rund 27 Millionen Pakete im Jahr in Österreich zu.
Ursprünglich hatte die Post mit DHL Deutschland eine Mindestabnahmemenge an Paketen samt Pönale vertraglich vereinbart, aber aufgrund eines Einwands der Bundeswettbewerbsbehörde musste diese Vereinbarung gestrichen werden.
Noch kann Pölzl nicht sagen, wie viel von den früheren Paketvolumina der DHL in Österreich nun für seine Post abfallen werden. Man werde DHL aber attraktive Preise anbieten.
500 Millionen Euro werden investiert
Fakt ist: Die Post setzt ihre eingeschlagene Strategie fort. Ziel ist es, die Paketvolumina von 108 Millionen Stück pro Jahr auf 150 Millionen bis 2021 zu steigern. Vor allem das Premium-Segment, die Zustellung innerhalb von 24 Stunden, wächst überdurchschnittlich stark. Im ersten Halbjahr 2019 konnte in diesem Segment der Umsatz sogar um 19 Prozent gesteigert werden.
Hagenbrunn und Kalsdorf
Daher baut die Post ihre Logistikkapazitäten weiter aus. Das neue Paketzentrum in Hagenbrunn bei Wien geht im September in Vollbetrieb, das Paketzentrum in Kalsdorf bei Graz wird Mitte 2020 fertiggestellt. Bis 2022 werden insgesamt 500 Mio. Euro in die Kapazitätsausweitungen investiert. Auch das Selbstbedienungssystem mit Versand- und Empfangsboxen soll von 41.000 auf 50.000 Stück ausgeweitet werden.
Vorreiter beim Klimaschutz
Indes hat die Post schon heute eine Vorreiterrolle beim Klimaschutz. Sie verfügt über einen Fuhrpark mit 1.600 E-Fahrzeugen, bis Jahresende kommen fast 300 weitere E-Autos dazu. Den Strom für den E-Fuhrpark liefern die eigenen Fotovoltaikanlagen. Pölzl fordert aus Effizienzgründen von der Politik eine Förderung von E-Fuhrparks von Unternehmen statt einzelner privater E-Autos.
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