Der mechanische Unfall bei der Generalüberholung der OMV-Raffinerie in Wien-Schwechat, der vergangene Woche einen erheblichen Schaden an der Hauptdestillationsanlage für Rohöl verursacht hat, hat gravierende Auswirkungen.
Während die Anlage inspiziert und an einem detaillierten Reparaturkonzept gearbeitet wird, muss die OMV den Produktionsausfall in Schwechat mit ihren anderen Raffinerien in Burghausen (Süddeutschland) und Petrobrazi (Rumänien) kompensieren. „Um fehlende Mengen auszugleichen, wird die OMV mit Partnern zusammenarbeiten und Produkte zukaufen“, teilte der Konzern am Freitag mit. Es sei auch eine kleinere Raffinerie in Betrieb genommen worden, die kann aber nur einen kleinen Teil der Produkte produzieren.
Der Ausfall der Raffinerie betrifft aber auch die Kerosin-Versorgung der Airlines am Flughafen Wien-Schwechat. Die Fluglinien wurden aufgefordert, möglichst woanders Flugbenzin zu tanken.
„In Wien gibt es eine direkte Pipeline zum Flughafen, die AUA ist unser größter Kunde“, sagt OMV-Sprecher Andreas Rinofner zum KURIER. „Unser Ziel ist, dass das Kerosin nicht ausgeht. Wir liefern ja, es gibt nur Einschränkungen und wir versuchen ein Versorgungssystem aufzubauen.“
Drei Raffinerien
Die beiden Tanklager am Flughafen Schwechat haben eine Kapazität von insgesamt sechs Millionen Litern Kerosin und sind derzeit vollgefüllt. Neben dem Flughafen Wien-Schwechat werden von der OMV auch die Flughäfen Linz und Salzburg mit Flugbenzin beliefert. Die OMV produziert jährlich zwei Millionen Tonnen Kerosin in ihren drei Raffinieren und versorgt insgesamt 13 Flughäfen in Europa.
„Die Airlines, die woanders tanken müssen, haben einen beträchtlichen finanziellen Mehraufwand“, sagt ein Luftfahrt-Insider zum KURIER. „Es ist besonders ärgerlich, dass der Kerosin-Engpass gerade jetzt, am Beginn der Hauptreisezeit, eintritt.“
Auch die AUA räumt ein, dass dieser Engpass „wirtschaftliche Auswirkungen“ auf die Airline habe.
„Die Verknappung betrifft auch uns als größter Carrier in Schwechat. Wir können das kurzfristig durch Tanken auf anderen Flughäfen auf der Kurz- und Mittelstrecke ausgleichen“, sagt AUA-Sprecherin Anna Pachinger zum KURIER. Die AUA nutzt dabei offenbar das Betankungsnetz der Lufthansa-Gruppe. Die Lufthansa hat Treibstoff-Bezugsverträge an allen Destinationen, wo sie hinfliegt.
300 Liter Kerosin
Auch Ryanair wird hierzulande von der OMV betankt.
„Wir sind der zweitgrößte Player in Wien und arbeiten eng mit der OMV zusammen, damit wir die Fuel-Versorgung sicherstellen. Oder wir tanken an anderen Flughäfen“, sagt Ryanair-Sprecher Andreas Gruber. In letzterem Fall würden für die Airline Mehrkosten entstehen. Aber deswegen werden keine Flüge gestrichen und keine Preiserhöhungen an die Passagiere weitergegeben. „Die Airlines müssen dort tanken, wo der Treibstoff vorhanden ist. Das heißt, man schleppt mehr Treibstoff mit, als man üblicherweise tanken würde“, sagt Peter Malanik vom Österreichischen Luftfahrtverband. „Der Computer rechnet die benötigte Treibstoffmenge an der Destination in Sekundenbruchteilen aus.“ Wenn man aber mehr tankt, wird der Flieger schwerer und er verbraucht mehr Kerosin.
„Gewicht spielt im Flugzeug eine große Rolle“, sagt Malanik. „Wenn sie im Flugzeug eine Dose Cola mehr mitnehmen, verbrauchen sie über das Jahr gerechnet ungefähr 300 Liter Kerosin mehr.“
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