OMV und Gazprom rücken enger zusammen

Ein Arbeiter mit Schutzhelm bedient ein Ventil in einer Industrieanlage.
Reger Tauschhandel: Gazprom will Erdöl liefern und sich an OMV-Projekten beteiligen.

Die OMV und der russische Energieriese Gazprom rücken noch enger zusammen. Der heimische Öl- und Gaskonzern will künftig direkt Rohöl von den Russen kaufen, am Freitag unterzeichneten Gazprom-Chef Alexey Miller und OMV-Boss Rainer Seele eine diesbezügliche Absichtserklärung.

Zwei Männer in Anzügen unterzeichnen ein Abkommen vor den Logos von OMV und Gazprom.
OMV, Gazprom, Rainer Seele, Alexey Miller, Alex honorarfrei
Um welche Mengen es dabei gehen könnte, ist vorerst offen. Derzeit verarbeitet die OMV in ihren drei Raffinerien nach eigenen Angaben mehr als 17 Millionen Tonnen Öl jährlich. Davon kommt ledigliche eine Million Tonnen über Spotgeschäfte aus Russland, direkte Lieferverträge für Öl gibt es derzeit mit Gazprom – dem wichtigsten Gaslieferanten Österreichs – laut OMV nicht. Die größten Erdöl-Lieferanten der OMV sind die rumänische Konzern-Tochter Petrom und Kasachstan.

Tauschgeschäfte

Weit zugeknöpfter ist die OMV beim geplanten großen Tauschgeschäft mit den Russen. Die OMV will sich am größten Gazprom-Öl- und Gasfeld in Urengoy (Westsibirien) beteiligen. Im Detail geht es um die Entwicklung der Gebiete IV und V der sogenannten Achimov-Formation. Kommt der Deal zustande, soll die OMV einen Anteil von 24,98 Prozent an diesem Förder-Abschnitt bekommen.

„Bezahlt“ wird die Beteiligung über ein Tauschgeschäft mit Beteiligungen der Gazprom an OMV-Assets. Welche Aktivitäten oder Konzernteile die Russen bekommen, wird strikt geheim gehalten. Darüber soll erst in den nächsten Monaten verhandelt werden. Fix ist nur, dass es keine Beteiligung am Gesamtkonzern gibt.

An der Gerüchtebörse werden freilich eifrig mögliche Tauschobjekte gehandelt. Eines soll die Raffinerie Schwechat sein, die die Gazprom ganz oder teilweise übernehmen könnte.

Erneut Anlauf bei Gasbörse

Für wahrscheinlicher halten Insider den Einstieg der Russen ins OMV-Gasgeschäft. Etwa über eine Beteiligung an der Gasbörse CEGH (Central European Gas Hub), die zu 65 Prozent der OMV gehört. 20 Prozent hält die Wiener Börse, 15 Prozent gehören der slowakischen eustream. Gazprom wollte bereits 2011 bei der CEGH einsteigen, die EU-Kommission hatte sich aber quergelegt.

Zur Gasstrategie der OMV würde das nahtlos passen: Sie beteiligt sich nämlich mit den deutschen Energieriesen Wintershall, E.ON, der französischen Engie und der britisch-niederländischen Shell am Ausbau der russischen Gaspipeline Nord Stream II. Diese würde den OMV-Gasknotenpunkt Baumgarten aufwerten, der zugleich CEGH-Sitz ist.

Ein drittes Asset könnte die Gashandelsfirma EconGas sein, die der OMV künftig komplett gehört: Am Freitag gab sie bekannt, dass sie die Minderheitsanteile von EVN und Wien Energie (je 16,5 Prozent) sowie Energie Burgenland (2,73 Prozent) kaufen wird. Bisher hielt die OMV 64,3 Prozent der EconGas.

Interesse dürften die Russen auch an der Gas Connect haben, die ein 900 Kilometer langes Gasleitungsnetz betreibt. Die OMV sucht derzeit einen Käufer für 49 Prozent.

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