Österreichs Wirtschaft dürfte weiter schrumpfen

E-Auto-Akkus setzen vorwiegend auf das Metall Lithium. 
Nach bereits leichtem Minus im zweiten Quartal. Mangel an Nachfrage als Hauptproduktionshindernis. Auch Dienstleistungen zunehmend betroffen.

Weiterhin keine guten Nachrichten aus der heimischen Wirtschaft. Schon im zweiten Quartal schrumpfte diese gegenüber dem Vorquartal bzw. dem Vorjahreszeitraum (um minus 0,3 bzw. minus 0,4 Prozent). Und nun deuten laut Wifo Frühindikatoren für das 3. Quartal auf einen weiteren BIP-Rückgang in Österreich hin. 

Die Ergebnisse des Wifo-Konjunkturtests vom Juli zeichnen ein düsteres Bild: Die unternehmerischen Konjunktureinschätzungen verschlechterten sich erneut, wobei die Lagebeurteilungen erstmals seit März 2021 im pessimistischen Bereich lagen. In der Sachgütererzeugung dämpfen vor allem die stark rückläufigen Auftragsbestände die Erwartungen. Besonders betroffen sind Dienstleistungsbereiche, das Bauwesen und die Industrie. "Der Mangel an Nachfrage ist mittlerweile das wichtigste Produktionshindernis", sagt der Autor des Wifo-Berichts, Christian Glocker.

Und nun würden sich die Probleme auch auf den Dienstleistungsbereich übertragen. "Und zwar auch bei jenen, die mit der Industrie nichts zu tun haben wie etwa der Tourismus", sagt Glocker im KURIER-Gespräch. Neben kurzfristigen Herausforderungen könnten auch mittelfristige Probleme wie der Verlust an preislicher Wettbewerbsfähigkeit die Exportwirtschaft belasten.

Trotz der wirtschaftlichen Herausforderungen bleibt der Preisauftrieb kräftig. Die Verbraucherpreise lagen im Juni um 8,0 Prozent über dem Vorjahresniveau, wobei eine Verlangsamung der Erzeugerpreisinflation und ein Rückgang der Energiepreise zu beobachten waren. Eine Schnellschätzung für Juli deutet auf eine Inflationsrate von +7,0 Prozent hin.

Die wirtschaftliche Flaute wirkt sich zunehmend auf den Arbeitsmarkt aus. Die Arbeitslosigkeit stieg zuletzt weiter an, während die Zahl der offenen Stellen sank und der Beschäftigungsaufbau stagnierte. Im Juli 2023 lag die Zahl der unselbstständig aktiven Beschäftigten nur noch um 29.000 über dem Vorjahresniveau. Ende Juli waren zudem rund 15.000 Personen mehr arbeitslos gemeldet als im Vorjahr, was einer Arbeitslosenquote von 5,9 Prozent entspricht.

Reaktionen

Wirtschaftskammer-Generalsekretär und ÖVP-Politiker Karlheinz Kopf bezeichnete die Ergebnisse der Wifo-Schnellschätzung als "alarmierend". Es brauche ein "Standortpaket mit einer signifikanten Senkung der Steuer- und Abgabenlast auf Arbeit, wettbewerbsfähigen Energiepreisen nach Auslaufen der Energiekostenzuschüsse, einer dauerhaften Implementierung der Strompreiskompensation für wettbewerbsverzerrende CO2-Zertifikatskosten, einem deutlich investitionsfreundlicheren Rechts- und Steuerrahmen, zielgerichteten Förderungen für Investitionsprojekte zur Dekarbonisierung der Wirtschaft und endlich eine Umsetzung des angekündigten Arbeitsmarkt-und Leistungspaketes zur Linderung des Arbeitskräftemangels, der trotz Konjunkturschwäche weiter besteht", forderte Kopf eine Reihe von Maßnahmen von der türkis-grünen Bundesregierung.

"In den vergangenen drei Jahren hat die Regierung die Nachfrage mit unzähligen Hilfszahlungen künstlich angekurbelt", meinte hingegen NEOS-Wirtschaftssprecher Gerald Loacker. "Man kann aber ein Land nicht aus der Krise herausfördern, das zeigt sich jetzt." Es brauche "stattdessen große Reformen, die den Unternehmen mehr Luft zum Atmen geben". Loacker kritisierte "europaweit einzigartig hohe Lohnnebenkosten, eine rigide, altmodische Gewerbeordnung, die restriktivsten Ladenschlusszeiten Europas und eine stetig wachsende Bürokratie mit endloser Zettelwirtschaft" in Österreich. Dies würge jegliche Wirtschaftsdynamik ab, so der Oppositionspolitiker.

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