Österreichs Manager frisieren Finanzergebnisse

Zwei Drittel der österreichischen Manager glauben, dass heimische Unternehmen ihre Geschäftszahlen besser darstellen als sie in Wirklichkeit sind. Damit liegt Österreich im internationalen Vergleich ganz knapp hinter Serbien und Slowenien (jeweils 69 Prozent) auf dem dritten Platz und deutlich über dem Durchschnitt (37 Prozent). Das zeigt die alle zwei Jahre durchgeführte „Fraud Survey“ des Beraters EY. Dafür wurden europaweit und in ausgewählten Ländern Afrikas und Asiens 3800 Vorstände und Leiter der Revision bzw. Rechtsabteilung befragt, davon 100 in Österreich.

Unethische Russen
Jedoch bescheinigt nur ein Viertel der befragten heimischen Manager dem eigenen Unternehmen ein tadelloses ethisches Verhalten. Besonders unethisch geht es laut eigener Angabe vor allem bei Unternehmen in Russland (10 Prozent), der Slowakei (11 Prozent) und Ungarn bzw. Frankreich (je 13 Prozent) zu.
Korruption ist laut Umfrage vor allem im Südosten Europas stark verbreitet. Kroatien (92 Prozent), Slowenien (87 Prozent) und Serbien (84 Prozent) belegen im europäischen Korruptionsranking die ersten drei Plätze. Hierzulande berichten 42 Prozent (2013: 46 Prozent) von einer weiten Verbreitung von Korruption und Bestechung – damit liegt Österreich über dem europaweiten Durchschnitt (35 Prozent). Am saubersten geht es im Norden Europas zu: Manager in Dänemark (4 Prozent), Schweden (10 Prozent) und Finnland (11 Prozent) berichten von der wenigsten Korruption.
Jeder neunte Manager in Europa würde im Notfall für Aufträge Bargeld, persönliche Geschenke oder ein „Unterhaltungsprogramm“ spendieren, in Österreich ist es jeder achte. Insgesamt gibt rund ein Drittel der Befragten an, dass sie irgendeine Form von Bestechung als letzten Ausweg zur Rettung ihres Unternehmens grundsätzlich vertreten könnten, in Österreich sind es 28 Prozent.
Prävention
Die Studie zeigt einen deutlichen Anstieg der Präventionsmaßnahmen in Österreich: Während 2013 nur etwas mehr als ein Viertel der Unternehmen über ein eigenes Whistleblower-System verfügte, sind es heuer bereits fast zwei Drittel. Damit liegen Österreichs Unternehmen trotzdem immer noch hinter dem internationalen Durchschnitt von drei Vierteln. 60 Prozent der heimischen Unternehmen haben bereits ein Regelwerk zu Verhaltensregeln.
„Zahlreiche Korruptionsskandale der Vergangenheit haben zu einem Umdenken bei den Unternehmen geführt“, sagt Frohner. „Trotz aller Regeln ist aber Korruption im Geschäftsleben in Österreich nach wie vor nicht gebannt – und vor allem für Unternehmen, die im Ausland aktiv sind, immer noch ein Riesenproblem.“
Regularien
69 Prozent der Manager in Österreich stellen einen Zuwachs der Regularien in ihrer Branche in den letzten zwei Jahren fest. Nirgendwo stehen Manager Eingriffen durch Gesetzgeber und Aufsichtsbehörden kritischer gegenüber als in Österreich: Für 62 Prozent stellen sie eine Hürde für das Wachstum oder den Erfolg ihres Unternehmens dar. „. Das ist ein klarer Hinweis auf überkomplexe und nicht praktikable Regelwerke, die das Unternehmen im Würgegriff halten und seine Handlungsfähigkeit einschränken“, sagt Frohner. Statt eines hundert Seiten langen Romans, den keiner liest, wäre ein praktikables Regelwerk sinnvoller.
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