Österreichs Industrie ist dabei, Corona hinter sich zu lassen

FILE PHOTO: Sheet steel rolls are seen at a production facility of Austrian specialty steel maker Voestalpine in Linz
Impffortschritt macht optimistisch. Das Vor-Corona-Produktionsniveau ist überschritten, problematisch bleibt der Fachkräftemangel

Die Industrie ist nach eigener Wahrnehmung dabei, die Coronakrise hinter sich zu lassen. Es zeige sich immer stärker, dass die Industrie die Wachstumslokomotive sei, sagte der Generalsekretär der Industriellenvereinigung (IV), Christoph Neumayer, am Dienstag in einer Online-Pressekonferenz. Der Optimismus begründet sich auch auf dem Impffortschritt und darauf dass der Produktionssektor von der Pandemie weniger stark getroffen wurde als der Dienstleistungssektor.

Die Industriellenvereinigung geht davon aus, dass Österreichs Industrie bereits heuer im ersten Quartal das Prä-Covid-Produktionsniveau überschritten haben dürfte, erwartet aber, dass die gesamte Volkswirtschaft mindestens fünf Quartale länger brauchen wird. Besonders kräftig war die Erholung in der Autoindustrie und in der Chemie.

Das IV-Konjunkturbarometer sank im ersten Quartal 2021 von 26 auf 19 Punkte. IV-Chefökonom Christian Helmenstein erklärt den Rückgang mit der besonders hohen Dynamik. Diese führe dazu, dass die Unternehmen die Geschäftslage in sechs Monaten wieder etwas vorsichtiger beurteilen würden. Getragen von der internationalen Konjunkturerholung sowie den Impulsen aus der Investitionsprämie in Österreich sei beim aktuellen Geschäftsgang im Vergleich zum Vorquartal aber eine weitere kräftige Verbesserung von 26 auf 52 Punkte zu verzeichnen, so Helmenstein.

Auch der Indikator für den Beschäftigtenstand sei im Quartalsabstand sprunghaft von -3 auf +27 Punkte angestiegen. Das führe zur widersprüchlichen Entwicklung eines Nebeneinanders von hoher Arbeitslosigkeit und Kurzarbeit einerseits und eines sich rasch verschärfenden Fachkräftemangels andererseits. Letzterer, so befürchtet die IV, könnte den Aufschwung bremsen. Die Industriellenvereinigung schlägt daher eine in einem Ministerium angesiedelte Fachkräfteagentur vor, die Aus-, Weiter- und Umbildung steuert.

Aber selbst innerhalb der Industrie ist die Entwicklung höchst unterschiedlich. So seien Industriebetriebe, die dem Dienstleistungssektor zuliefern, etwa die Brauereien, die an die Gastronomie liefern, oder die Luftfahrtbranche, die eng mit dem Tourismus verzahnt ist, von der Pandemie nach wie vor stark betroffen. 70.000 bis 80.000 Mitarbeiter des Produktionssektors seien weiter in Kurzarbeit. Für die besonders betroffenen Branchen werde es diese auch noch länger brauchen. Abseits davon müsse die Kurzarbeit aber reduziert werden. Zwischen den Sozialpartnern und der Regierung laufen Gespräche.

Mit Sorge blickt Neumayer nach China und Amerika. In den USA und China sei das Wachstum etwa doppelt so stark. "Umso mehr müssen wir jetzt dafür Sorge tragen, nicht vollends abgehängt zu werden." Die IV wünscht sich neben einer Lohnnebenkostensenkung ab 2023 eine Reduktion der Steuer auf Unternehmensgewinne. Eine solche Körperschaftssteuersenkung würde die Wirtschaftserholung verlängern und die Kosten für die Krise würden sich so bis 2030 von selbst finanzieren, sagte IV-Ökonom Helmenstein mit Blick auf die erwartete Einnahmendynamik im Budget.

Die IV drängt auch darauf, Schlüsselarbeitskräfte bei der Impfung vorzuziehen. "Jeder Tag, den wir hier verlieren, kostet Wettbewerbsfähigkeit und Arbeitsplätze", so Neumayer. Weit über 1.000 Unternehmen hätten Bereitschaft signalisiert, ihre Mitarbeiter am Arbeitsplatz zu impfen.

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