Österreicher nach wie vor Aktienmuffel

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Obwohl kaum Erträge zu erwarten sind, ziehen die Österreicher das Sparbuch gegenüber Börsenpapieren vor.

Die Österreicher greifen lieber zum Sparbuch als zu Börsenpapieren. "Jeder Österreicher, der spart, verliert - jeder müsste konservative Dividendenwerte nehmen, wo er vier bis fünf Prozent hat", meinte der Präsident des Interessenverbands für Anleger (IVA), Wilhelm Rasinger, am Montag unter Verweis auf die "homöopathische" Spareinlagenverzinsung bei gleichzeitiger Inflation von zuletzt rund zwei Prozent.

Um den Erwerb von Aktien attraktiver zu machen, hofft der IVA-Vorsitzende auf eine Reihe von Änderungen im Zuge der anstehenden Steuerreform. Unter anderem wünscht er sich die Wiedereinführung einer Spekulationsfrist, nach deren Ablauf Gewinne aus Wertpapierveranlagungen nicht mehr der Vermögenszuwachssteuer unterliegen. Rasinger empfiehlt hier eine Behaltefrist von fünf Jahren, innerhalb der die Steuern zu bezahlen sind. "Früher gab es eine Spekulationsfrist von einem Jahr, jetzt ist sie ausgeweitet auf unendlich", kritisierte er in einem Pressegespräch.

Weiters plädiert der Anlegervertreter für eine "Angleichung des KESt-Satzes" auf Gewinne bei Spareinlagen und Wertpapieren. Derzeit sind für Erstere Kapitalertragssteuern in Höhe von 25 Prozent fällig, für Letztere 27,5 Prozent. Via Genussrechte "oder noch besser Vorzugsaktien" sollte sich die heimische Bevölkerung auch an der Österreichischen Beteiligungs AG (ÖBAG) beteiligen können, unter deren Dach Konzerne mit Staatsbeteiligung wie etwa die OMV, die Post und die Telekom gebündelt sind.

"Es hat sich nichts daran geändert, dass die Österreicher Aktienmuffel sind", hielt der IVA-Chef fest. Das heiße, dass sie in heimische Unternehmen viel zu wenig investiert seien. Im Ausland sei dies anders. In Schweden sind laut Deutschem Aktieninstitut 19 Prozent der Bevölkerung an der Börse investiert, in der Schweiz 20 Prozent und in den Niederlanden sogar 30 Prozent. Und in Österreich sind es laut Rasinger "je nach Statistik - unter 5 Prozent", laut Aktieninstitut 7 Prozent. "Und das entspricht nicht der Wirtschaftskraft unseres Standortes", so der Kleinaktionärsvertreter. Der Streubesitz der börsennotierten Unternehmen befinde sich hierzulande zu 85 Prozent in ausländischer Hand. Deutschland gilt mit einem Aktionärsanteil in der Bevölkerung von lediglich 6 Prozent diesbezüglich übrigens ebenfalls als unterentwickelt.

Wilhelm Rasinger

Wilhelm Rasinger

"Es darf nicht so sein, dass sich die breite Bevölkerung vom Kapitalmarkt, von der Börse absentiert", findet Rasinger. Laut Oesterreichischer Nationalbank horten die Privathaushalte hierzulande 42 Prozent ihres Gesamtvermögens von 655 Mrd. Euro in Bargeld oder auf kaum verzinsten Sparbüchern. Bausparen ist ebenfalls sehr beliebt. Hier hielte es der IVA-Chef für sinnvoll, "den Betrag, den man einzahlen kann, wesentlich zu erweitern", meinte er im Hinblick auf den staatlich geförderten Anteil. Neben einer Erhöhung der maximalen Einzahlungsbeträge ist er für eine KESt-Befreiung der Zinserträge statt einer geringen Prämie. Diese Maßnahme finanziere sich selbst und spare Verwaltungskosten.

Auch die steuerbegünstigte Zukunftsvorsorge wäre zu reformieren: Der IVA ist für die "Forcierung einer Variante ohne kostenintensive Gebühren". Mit Auszahlungen erst ab Pensionsantritt wären weniger Förderungen nötig. Derzeit entstünden "hohe Kosten". "Es ist notwendig, das Produkt so umzubauen, dass es zu einer langfristigen Versorgung kommt", sagte Rasinger. Parallel dazu sollten die Arbeitgeberbeiträge zur Mitarbeitervorsorge den Anlegervertretern zufolge von derzeit 1,53 Prozent angehoben werden. Es wären "mindestens zwei bis drei Prozent erforderlich".

Zwecks Gegenfinanzierung einiger der vorgeschlagenen Maßnahmen schlug Rasinger auch die Wiedereinführung der Erbschafts- und Schenkungssteuer vor - "mit großzügigen Freibeträgen". Damit meint er "über eine Million". Denn die Steuer solle "nur große Vermögensmassen treffen".

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