Österreich verteidigt beim Skiverkauf Platz zwei
Österreich bleibt eine skiverrückte Nation: In der Wintersaison 2018/19 wurden hierzulande 432.656 Paar Ski verkauft. Das sind um 4,2 Prozent mehr als im Vorjahr. Damit hat Österreich seinen zweiten Platz, den es erst im Vorjahr von Frankreich erobert hat, verteidigt. Global wurden 3,7 Millionen Paar Ski verkauft, ein Plus von 16,9 Prozent. Österreich hat damit fast zwölf Prozent Anteil am Gesamtmarkt, nur die USA liegen mit 17 Prozent noch davor.
Hohe Durchdringung
"Das Wachstum ist zwar niedriger als am Weltmarkt, aber trotzdem positiv zu bewerten", sagt Gernot Kellermayr, Präsident des Verbands der Sportartikelerzeuger und Sportartikelausrüster Österreichs (VSSÖ). In Österreich sei die Durchdringung mit Ski bereits sehr hoch, in derart gesättigten Märkten seien Steigerungen schwierig. Dass es dennoch dazu kam, führt Kellermayr auf den guten Winter zurück.
Geht es um die Skiauswahl, greifen die Österreicher am häufigsten zu Atomic, Fischer und Head. Bindungen werden meist von den Herstellern bereits am Ski mitgeliefert, sehr oft sind sie, wenn auch anders gebrandet, von Tyrolia hergestellt. Bei den Skischuhen haben ebenfalls Atomic und Fischer die Nase vorne, es folgen Salomon, Head – vor allem für Kinder – und Dalbello, besonders im Verleih. 2018/19 wurden in Österreich 416.462 Paar Skischuhe verkauft, eine Steigerung von 11,1 Prozent.
Land der Skifahrer
Mit den Ski, Bindungen und Ski-Schuhen zusammen gerechnet, wurden in Österreich 2018/19 rund 263,5 Millionen Euro umgesetzt. Im Vergleich zum Vorjahr ist das eine Steigerung um 6,8 Prozent. Der österreichische Sportartikelhandel machte 2018 einen Gesamtumsatz von rund 1,97 Milliarden. Das bedeutet, dass der Anteil des Ski-Bereichs am Gesamtumsatz des Sportartikelhandels 13,4 Prozent ausmacht.
Auch wenn die Zahl der Skifahrer früher in Österreich viel höher war, gilt das Land nach wie vor als Skifahrernation, sagt Kellermayr: "34 Prozent der Österreicher fahren Ski. Es gibt kaum eine andere Nation, in der so viele Leute Skifahren." Nur die Schweiz könne da noch mithalten. Dennoch würde er gerne noch mehr heimische Skifahrer auf den Pisten sehen. Es gibt mehrere Gründe, warum dem nicht so ist: "Skifahren ist nicht das Allergünstigste", sagt Kellermayr. Dafür würden Österreichs Skigebiete hochwertige Aufstiegshilfen bieten, wie beheizte Sessel und Gondeln. Schneekanonen würden für eine hohe Schneesicherheit sorgen.
Von den Besten lernen
Um den Nachwuchs macht er sich keine Sorgen. Pro Jahr fahren 150.000 Schüler auf Schulskikurs. Auch diese Zahl sei früher viel höher gewesen, aber immerhin sei sie stabil und im internationalen Vergleich auf hohem Niveau. "Früher ist der Österreicher mit Skiern auf die Welt gekommen. Das ist heute nicht mehr so", sagt Kellermayr. Es gebe viel mehr Freizeitangebote. In den Semesterferien würden viele Familien nicht mehr einen Skiurlaub buchen, sondern zum Beispiel eine Fernreise in Ägypten im Warmen bevorzugen.
Trotzdem sind heute viel mehr Menschen auf Österreichs Skipisten unterwegs als früher. "Es kommen immer mehr zu uns", sagt Kellermayr. 66 Prozent der Skifahrer auf heimischen Pisten kommen aus dem Ausland. Österreich habe sich als Skination etabliert. Die Leute würden gerne bei jenen, die es am besten können, Skifahren lernen. Vor allem für Osteuropäer, die es sich leisten könnten, sei es ein Statussymbol, in einem bekannten österreichischen Skiort Urlaub zu machen.
Eine starke Entwicklung legte auch der Verleih hin. Vor zehn Jahren gingen 30 Prozent der verkauften Ski in den Verleih, heute sind es 60 Prozent. Die Durchdringung mit Skihelmen ist mit 80 bis 90 Prozent ebenfalls sehr hoch. Die Wertigkeit der Helme ist laut Kellermayr oft infrage zu stellen, viele seien schon alt und sollten ausgetauscht werden.
Rückkehr leicht gemacht
Um Skifahrern, die lange nicht mehr gefahren sind, den Wiedereinstieg leichter zumachen, gibt es spezielle Angebote. Zum einen motiviert der Verleih, da man sich dadurch kurzfristig Ski ausleihen und diese sogar jeden Tag wechseln könne. Das erleichtere vielen den Zugang. Auch Ski, die sich besonders gut drehen lassen, würden die Angst vom Wiedereinstieg nehmen. Zum anderen wird die Ausrüstung, allen voran Skischuhe, individuell angepasst. "Ein Drücken sollte es heutzutage eigentlich nicht mehr geben", sagt Kellermayr. Wenn das doch der Fall sei, habe man das falsche Produkt gekauft. Die Schuhe werden wenn nötig erwärmt und der Fußform angepasst.
Und noch ein ganz anderes Segment erfreut sich wieder höchster Beliebtheit, denn die Nachfrage nach Ski-Touren steigt und steigt. Mittlerweile gibt es schätzungsweise zwischen 600.000 und 700.000 Skitourengeher in Österreich. 2018/19 wurden mehr als doppelt so viele Touring-Ski-Schuhe an den Handel verkauft als noch vor zwei Jahren.
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