OeNB: Tiefpunkt der Wirtschaft war Ende März erreicht

OeNB: Tiefpunkt der Wirtschaft war Ende März erreicht
Die Nationalbank hat einen wöchentlichen BIP-Indikator entwickelt. Im April zeigte sich eine "vorsichtige Erholung".

Aus Verkehrsdaten der Asfinag, dem Stromverbrauch, Arbeitsmarktdaten und anderen zeitnah verfügbaren Wirtschaftsdaten haben die Ökonomen der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) einen wöchentlichen BIP-Indikator für Österreich entwickelt.

So lässt sich die wirtschaftliche Aktivität rascher beobachten und abschätzen. Auf der Basis dieser Beobachtungen folgert die OeNB, dass der Tiefpunkt in der wirtschaftlichen Aktivität Ende März erreicht wurde und es im April eine vorsichtige Erholung gab.

Mai-Öffnung deutliche Belebung

In der ersten vollen Maiwoche habe die Öffnung vieler Geschäfte zu einer deutlichen Belebung geführt, zu der Nachholeffekte im privaten Konsum beigetragen haben dürften. Von Normalität bleibt die heimische Wirtschaft aber noch weit entfernt.

Allein in den Kalenderwochen 12 bis 16 - während des Lockdowns - lag die Wirtschaftsleistung um ein Viertel unter Vorjahresniveau.

Noch deutlich unter Vorjahr

Und auch in der Kalenderwoche 19 (4. bis 10. Mai) liegt die Wirtschaftsleistung noch um fast 15 Prozent unter dem Vorjahresniveau, wenn man die Nachziehkäufe ausklammert.

In absoluten Zahlen seien dem Bruttoinlandsprodukt von 16. März bis 10. Mai kumuliert mehr als 12 Milliarden Euro verloren gegangen. Das sind rund 3,5 Prozent des Gesamtjahres-BIP 2019 von 375 Mrd. Euro.

Gravierendes zweites Quartal

Auch die EZB rechnet wegen der Virus-Pandemie mit einem massiven Einbruch der Konjunktur im Euro-Raum im zweiten  Quartal.

Im ersten Jahresviertel, als die Wirtschaft lediglich in den letzten Quartalswochen von der Virus-Ausbreitung und den Eindämmungsmaßnahmen betroffen war, schrumpfte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 3,8 Prozent im Quartalsvergleich.

„Der starke Konjunkturabschwung im April lässt darauf schließen, dass die Auswirkungen im zweiten Quartal noch gravierender sein dürften“, heißt es nun im jüngsten Wirtschaftsbericht der Europäischen Zentralbank (EZB), der am Donnerstag veröffentlicht wurde.

Dauer der Pandemie ungewiss

Die Dauer der Pandemie sei ungewiss. Länge und Ausmaß der Rezession und der anschließenden Erholung ließen sich daher nur schwer vorhersagen. Aus Sicht der EZB-Experten wird die Schärfe des Abschwungs und dessen Länge entscheidend davon abhängen, wie lange die Eindämmungsmaßnahmen bestehen bleiben und ob sie erfolgreich sind.

„Von zentraler Bedeutung wird auch sein, inwieweit Lieferkapazitäten und die Binnennachfrage dauerhaft beeinträchtigt sind“, heißt es im Bericht. Entscheidend sei zudem, ob es gelingen werde, die negativen Folgen auf das Einkommen und die Beschäftigung abzumildern.

EZB-Vizepräsident Luis de Guindos zufolge hat der Währungsraum inzwischen bei der Wirtschaftsaktivität den Tiefpunkt erreicht. Er rechnet mit einer Erholung im dritten und vierten Quartal. Rund zwei Jahre wird es aus seiner Sicht dauern, bis sich die Wirtschaft ganz erholt hat und wieder das Vorkrisenniveau erreicht.

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