Öl wird teurer: 2019 droht Anstieg auf 100 Dollar pro Fass

Öl wird teurer: 2019 droht Anstieg auf 100 Dollar pro Fass
Brentöl bereits auf Vierjahreshoch, Händler erwarten weiteres Anziehen. Trump tobt, aber die USA sind mitverantwortlich.

Von einem Rufzeichen-Tweet des US-Präsidenten lässt sich das Kartell der Ölförderländer offenkundig nicht beeindrucken: Die OPEC ignorierte Trumps Aufforderung aus der Vorwoche, sie müsse die "Ölpreise senken, jetzt!" Stattdessen lehnten die großen Ölpreisproduzenten eine Ausweitung der Förderleistung ab. Die Ölpreise legten daraufhin um rund zwei Prozent zu und erreichten den höchsten Wert seit vier Jahren. Ein Fass der vor allem in Europa gehandelten Sorte Brent kostete erstmals seit November 2014 mehr als 80,90 Dollar.

Und damit dürfte das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht sein. Die USA sind übrigens selbst für den Anstieg mitverantwortlich: Die Sanktionen gegen den Iran führen dazu, dass das Angebot verknappt wird. Dadurch könnten zwischen 1,5 und 2 Millionen Fass pro Tag ausfallen, schätzen Analysten. Ein Brent-Preisanstieg bis auf 90 Dollar bis Weihnachten und sogar über 100 Dollar Anfang 2019 sei durchaus denkbar, kommentierte das Handelshaus Mercuria.

Öl wird teurer: 2019 droht Anstieg auf 100 Dollar pro Fass

Zwar wird erwartet, dass Saudi-Arabien einen Teil des iranischen Ausfalls kompensieren könnte. So sei beim Treffen der OPEC- und Nicht-OPEC-Länder in Algiers über eine Menge von 500.000 Fass pro Tag diskutiert wurden, sickerte durch. Einen formalen OPEC-Beschluss gab es dazu aber nicht. 

Nachfrage steigt bis 2035

Der weltweite Ölbedarf werde noch bis zum Jahr 2035 ansteigen, erwartet der chinesische Ölhandelsriese Unipec. Höhere Effizienz, der Umstieg auf Erneuerbare Energie sowie der Technologiewandel bremsten die Nachfrage allmählich ein, sodass diese Mitte der 2030er-Jahre bei rund 104,4 Millionen Fass pro Tag einen Höhepunkt erreichen werde. Nach 2035 sei es "schwer vorstellbar, dass wir noch einen Neubau groß angelegter Raffinerie-Projekte sehen werden", sagte Unipec-Präsident Chen Bo bei der Asien-Pazifik-Erdöl-Konferenz APPEC. 

Ausgenommen seien kleinere Upgrades oder spezielle petrochemische Projekte. Der Umstieg auf sauberere Energiequellen werde unterdessen den Bedarf an Flüssiggas (LNG) steigen lassen, glaubt Chen. In der ersten Jahreshälfte 2018 hatten die Chinesen noch 300.000 Fass Rohöl pro Tag sowie 56 Schiffe mit LNG aus den USA importiert. Noch sind diese Ölimporte nicht von Vergeltungszöllen der Chinesen umfasst. Wegen des eskalierenden Handelsstreits waren chinesische Abnehmer von US-amerikanischem Öl zuletzt aber bereits zurückhaltender geworden.

Die Regierung in Washington verlangt von Peking obendrein, die US-Sanktionen gegen den Iran zu befolgen und ebenfalls die Öl-Importe aus dem drittgrößten OPEC-Exportland zu reduzieren. "Ich gehe davon aus, dass wir die Menge etwas reduzieren, aber das Volumen ist noch nicht beschlossen", sagte Chen.

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