Die Bahn baut kräftig aus

Die Bahn baut kräftig aus
Gewinn stieg, bis 2021 investieren die ÖBB in Nachtzüge und Fernbusse.

Es war ein brutales Jahr.“ ÖBB-Chef Christian Kern zieht eine ernüchternde Bilanz über das Güterverkehrsgeschäft im vergangenen Jahr. Die schwache Konjunktur, der vor allem auf das innerösterreichische Geschäft mit der Grundstoffindustrie drückte, und der niedrige Dieselpreis, der Transporte auf der Straße verbilligte, und mehr Mitbewerber ließen 2015 Transportvolumen, Umsatz und Gewinn der ÖBB-Gütertochter Rail Cargo Group (RCG) schrumpfen. Trotzdem sei die RCG, betonte Kern am Freitag, die profitabelste Güterbahn in Europa geblieben.

Weil der Güterverkehr trotz des Ausbaus des europaweiten Netzes schwach ist, hat die Bahn für den Bereich ein neuerliches Kostensenkungspaket geschnürt, das rund 40 Millionen Euro einsparen soll. Insgesamt soll das Sparpaket dafür sorgen, dass der Konzerngewinn, der 2015 um 12 Prozent auf 192,8 Millionen Euro anstieg, heuer „nicht unter 200 Millionen Euro“ fällt.

Ausbau im Personenverkehr

Im Personenverkehr will die Bahn in den nächsten fünf Jahren massiv investieren und auch in neue Bereiche gehen. Im Juni steigen die ÖBB in den Fernbus ein, mittelfristig wird das Geschäft mit Nachtzügen ausgebaut. Unter anderem verhandelt die heimische Bahn mit der Deutschen Bahn, die aus diesem Geschäft aussteigt, über die Übernahme von Verbindungen von deutschen Städten nach Österreich, Italien und in die Schweiz. Kern: „Für uns haben die Nachtzüge eine große strategisch Bedeutung, sie machen 17 Prozent unseres gesamten Fernverkehrs aus.“
Die Nacht-Träume der Bahn kosten allerdings viel Geld, allein für die Verbindungen nach Mailand, Rom und Venedig müssen Züge um rund 230 Millionen Euro angeschafft werden. Diese sollen bis 2019 auf der Schiene sein. Weitere 160 Millionen kosten neue Intercity-Züge, die im Tagverkehr über den Brenner eingesetzt werden sollen.

Billiger kommt der Einstieg in den Fernbus, mit dem die Bahn im Juni startet. Streckendetails will Kern noch nicht verraten, aber die Busse werden von Österreich aus Städte in den Nachbarländern anfahren. Dafür wurden bereits 18 Busse angeschafft.

Auch personell rüstet die Bahn auf, bis 2021 wollen die ÖBB 8500 Mitarbeiter plus 3000 Lehrlinge aufnehmen. Die Mitarbeiterzahl wird aber, weil die jährliche Fluktuation rund 2000 Eisenbahner ausmacht, bei etwa 40.000 bleiben.

Henry am Zug

Beim Zug-Catering hofft Kern, dass sich Betreiber Attila Dogudan (DO&CO, Henry am Zug) rasch mit der Gewerkschaft auf einen neuen Kollektivvertrag einigt und dass damit die Probleme mit Verstößen gegen Arbeits- und Ruhezeiten ausgeräumt sind. Gelingt Dogudan eine Einigung mit der Gewerkschaft, dürfte sich Henry am Zug bei der laufenden Ausschreibung neuerlich bewerben. Die Zuzahlungen der Bahn sind recht üppig. Kern: „In Europa halten sich Umsatz des Caterers und Zuzahlung der Bahn in etwa die Waage.“ In Zahlen: Henry am Zug setzt etwa 16 Millionen Euro jährlich um, weitere rund 16 Millionen zahlten 2014/’15 die ÖBB.

Personenverkehr Die Passagierzahl auf der Schiene stieg 2015 um ein Prozent auf 238 Millionen, der Postbus zählte mit 220,9 Millionen Fahrgästen 4 Prozent weniger. Der Personenverkehr setzte 1,99 Mrd. Euro um, 930 Mio. € davon stammen aus bestellten Verkehren von Bund, Ländern und Gemeinden. Der Gewinn machte 77,3 Mio. € aus.

Güterverkehr Im Inland sank das Volumen um 1,4 Prozent auf 82,4 Mio. Tonnen , im Ausland gab es plus 5,5 Prozent auf 54 Mio. t. Der Umsatz sank um ein Prozent auf 2,06 Mrd. €, der Gewinn auf 57,2 Mio. €.

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