ÖBB: Hunderte Millionen für Ausbildung, Digitalisierung und Züge

Ein Triebwagen der ÖBB steht in einer gelben Testumgebung.
Neue Ticket-App und bessere WLAN-Verbindungen in Zügen geplant. Gewinnsprung im Vorjahr.

Der heimischen Bahn weht in den nächsten Jahren ein rauerer Wind entgegen. Einerseits werde sich – ist ÖBB-Chef Christian Kern überzeugt – das Wettbewerbsumfeld stark ändern. In Österreich wird es zwar in unmittelbarer Zukunft keine zusätzlichen Konkurrenten im Personenverkehr auf der Schiene geben, der niedrige Ölpreis macht das Auto aber im Nah- und Regionalverkehr wieder attraktiver, im Fernverkehr gibt es zunehmende Konkurrenz von Fernbussen.

Die zunehmende Digitalisierung wird Autofahren ebenfalls attraktiver machen. Car-Sharing werde dadurch einfacher und beliebter, bis 2020 soll es die ersten selbstfahrenden Autos auch für den Massenmarkt geben.

Eine Grafik zeigt die Ergebnisse der ÖBB im Jahr 2014 in Bezug auf Gewinn, Mitarbeiter und Fahrgäste.
ÖBB
Gegensteuern wollen die ÖBB unter anderem mit stärkerer Internationalisierung. Im Güterverkehr soll die Rail-Cargo-Gruppe (RCG) im „Heimmarkt Europa“ wachsen. Ausgebaut werden soll das Geschäft in Deutschland, den Benelux-Ländern und in Südosteuropa. Parallel dazu will Kern die Position der ÖBB in den Mittelmeer-Häfen Koper, Triest und Rijeka stärken. In geringem Ausmaß wird es dafür auch Kooperationen bzw. den Kauf kleiner Unternehmen geben. Im Personenverkehr will sich die heimische Bahn allerdings entgegen früheren Plänen von ausländischen Märkten fernhalten.

Digitalisierung

In Sachen Digitalisierung muss die Bahn selbst beträchtlich aufholen. Bis Mitte 2016 werden die ÖBB in Summe 100 Millionen Euro in den Ausbau von WLAN-Verbindungen auf Bahnhöfen und in Zügen sowie in ein neues Online-Ticketsystem investieren. Derzeit – gibt Kern zu – steht den Bahnkunden Gratis-WLAN nur am Haupt- und Westbahnhof in Wien sowie in Wiener Neustadt zur Verfügung. In gut einem Jahr soll es an weiteren 27 Bahnhöfen funktionieren. Der Anteil an Online-Tickets macht nur 10 Prozent aus, bei der Konkurrenz liegt er bei rund einem Drittel,

Ein Mann steht vor einem hellen Hintergrund mit dem ÖBB-Logo.
Im Railjet will Kern den Internetzugang ebenfalls verbessern, obwohl es leichter sei, „im Space Shuttle WLAN zur Verfügung zu stellen“. Um den Empfang entlang der Strecken zu verbessern, verhandelt die Bahn mit Mobilfunkanbietern.

Als dritten Schwerpunkt zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit sieht Kern die Personalentwicklung. Um auch 2020 genügend qualifiziertes Personal – vor allem Lokführer – zu haben, investieren die ÖBB 50 Millionen in Lehrlingsausbildung und Weiterbildung. Nach jahrelangem Personalabbau werden heuer 400 Mitarbeiter neu eingestellt. Deutlich mehr investieren die ÖBB in den nächsten Jahren in Züge. Derzeit kauft die Bahn Regionalzüge um 750 Millionen Euro. Ab 2018 soll die Fernverkehrsflotte um rund 800 Millionen erneuert werden.

Weiter steigen soll das Ergebnis. Nach 171,7 Millionen Euro Gewinn vor Steuern 2014 (+68 Prozent) sollen es heuer 199,7 Millionen werden. Diese Zahl ist für die Zukunft eine Untergrenze. Kern: „Die 199 Millionen sind sakrosankt.“

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