ÖBB-Chef verteidigt Manager-Gagen

"Unsere Benchmark ist nicht irgendein Politiker-Einkommen. Man darf nicht übersehen, dass wir ein Unternehmen sind, das auf 19 Märkten tätig ist, unsere Benchmarks sind die Branche und der Markt." ÖBB-Chef Christian Kern hält wenig von den Gagen-Vergleichen des Rechnungshofs (RH), nach denen 18 ÖBB-Vorstände mehr verdienen als der Bundeskanzler mit einer Jahresgage von 295.000 Euro brutto.
Falsch gezählt
Mit dieser Vorgabe sei es oft unmöglich, erfahrene Manager im Bahnbereich für einen Spitzenjob bei den ÖBB zu interessieren. Kern: "Die Kollegen in diesen Positionen führen jeder ein Unternehmen mit mehr als 5000 Mitarbeitern, da ist eine ordentliche Gage normal."
Vordergründig stört den Bahn-Chef auch, dass seiner Rechnung nach die Zahl der ÖBB-Top-Verdiener nicht stimmt. Die Bahn selbst kämen auf "ungefähr dreizehneinhalb" Führungskräfte in dieser Einkommenskategorie. Die RH-Zahl käme unter anderem zustande, weil etwa Franz Seiser – der im März 2014 vom Vorstand der ÖBB-Holding in die Chefetage der Infrastruktur AG wechselte – doppelt gezählt worden sei.
Einsparungen
Abgesehen vom Streit um die Zahl der Top-Verdiener in den ÖBB pocht Kern darauf, dass die Bahn auch im Top-Management eisern spare. Per 1. 1. 2016 schrumpfe die Zahl der Vorstände, die mehr als der Kanzler verdienen, auf nur noch elf. Der Vorstand der Güterverkehrstochter Rail Cargo Austria (RCA) wird von drei auf zwei verkleinert, Reinhard Bamberger tritt ab. Im Vorstand bleibt, wie der KURIER berichtet, Erik Regter, den Kern vom früheren gemeinsamen Arbeitgeber Verbund geholt hatte. Neuer "alter" RCA-Vorstand wird Ferdinand Schmidt.
Die Neuordnung der RCA-Chefetage sorgt freilich auch ÖBB-intern für herbe Kritik: Die Rückkehr von Ex-RCA-Vorstand Ferdinand Schmidt an die RCA-Spitze ist für viele unverständlich. Zur Erinnerung: Schmidt war 2007/’08 als damaliger RCA-Vorstand mitverantwortlich für den heftig umstrittenen und überteuerten Kauf der ungarischen Güterbahn MAV Cargo. Während nach Kerns Antritt als ÖBB-Chef 2010 praktisch alle früheren RCA-Chefs den Hut nehmen mussten, wurde Schmidt als Chef der Produktionstochter und der Werkstätten "nur" in die zweite Reihe verbannt.
Kern verteidigt seine Wiederbestellung als RCA-Vorstand: "Schmidt hat einen exzellenten Job gemacht." Außerdem gebe es in Europa nur wenige Manager, die Erfahrung mit der Sparte Bahn-Güterverkehr hätten.
Personenverkehr
Entspannt sieht Kern die Klage der EU-Kommission gegen die Republik Österreich wegen Intransparenz bei der Vergabe Gemeinwirtschaftlicher Leistungen an die ÖBB. Der noch bis 2019 laufende Vertrag sichert der Bahn Subventionen im Volumen von knapp 600 Millionen Euro jährlich für unrentable Verkehrsleistungen zu. Kern will – wie SPÖ-Verkehrsminister Alois Stöger – auch nach 2019 an diesem System festhalten. Das vom Konkurrenten Westbahn heftig kritisierte Modell ist in der EU theoretisch bis 2035 möglich.
Kerns Rechnung: "Volkswirtschaftlich wird es sicher nicht billiger, wenn jede Strecke einzeln ausgeschrieben wird. In Bayern spart die Privatisierung 10 bis 11 Prozent an Subventionen. Dafür sind die Tickets um 50 Prozent teurer geworden."
Kommentare