ÖBB-Catering: Auge um Auge, Zug um Zug

Bahn-Betriebsratschef Roman Hebenstreit wehrt sich gegen die Vorwürfe, dass die Gewerkschaft Jobs vernichtet.

"Es hat im Lauf der vergangenen Jahre mehrere Gespräche mit Herrn Dogudan gegeben, wo er mehrmals darauf hingewiesen wurde, dass er in Sachen Arbeitszeit und Entsenderichtlinie nicht gesetzeskonform unterwegs ist. Uns jetzt vorzuwerfen, dass wir Arbeitsplätze vernichten, ist eine Farce." ÖBB-Betriebsratschef Roman Hebenstreit, der auch Leiter der Abteilung Schienenverkehr in der Dienstleistungsgewerkschaft vida ist, legt im Konflikt zwischen Gewerkschaft und ÖBB-Caterer Henry am Zug ein Schäuferl nach.

Der DO&CO-Tochter Henry am Zug drohen – der KURIER berichtete – Verwaltungsstrafen von bis zu 1,3 Millionen Euro wegen Verstößen gegen Arbeits- und Ruhezeitregelungen. Diese hatte das Verkehrs-Arbeitsinspektorat bei Überprüfungen festgestellt.

Henry am Rückzug

DO&CO-Gründer, -Chef und -Haupteigentümer Attila Dogudan hatte daraufhin angekündigt, aus dem noch bis Anfang 2017 laufenden ÖBB-Vertrag aussteigen zu wollen. Er habe den ÖBB-Auftrag nur übernommen, um trotz des flauer werdenden Airline-Catering-Geschäfts Arbeitsplätze in Österreich zu halten. Das sei aber offenbar nicht erwünscht, kritisierte er im Wirtschaftsblatt.

Hebenstreit ist empört: "Zuerst werden die Mitarbeiter um einen Teil der Arbeitszeit geprellt. Und dann wird ihnen auch noch Angst um ihre Arbeitsplätze gemacht." Vorerst würde aber niemand den Job verlieren: "Es gibt einen Vertrag und den muss Henry am Zug einhalten." Dogudan sei außerdem seit Langem bewusst gewesen, dass die Vorwürfe der Arbeitszeitverstöße berechtigt seien. Hebenstreit: "Ich habe vor drei Wochen, als die Verstöße und die drohenden Verwaltungsstrafen öffentlich wurden, mit ihm telefoniert. Da hat Dogudan gesagt, er sei sich seiner Fehler in dieser Beziehung bewusst. Da gebe es überhaupt nichts zu entschuldigen, da habe er die alleinige Verantwortung."

Kritik auch an ÖBB

Ein wenig Fett bekommen auch die ÖBB ab. Die Bahn habe, sagt Hebenstreit, gewusst, dass es bei Henry am Zug Probleme mit der Entsendung von ungarischen Arbeitnehmern und der Einhaltung der Arbeits- und Ruhezeiten gibt. Eisenbahnrechtlich seien die ÖBB mitverantwortlich, wenn sich ihre Lieferanten nicht an Gesetze hielten. Hebenstreit: "Der Vorstand des ÖBB-Personenverkehrs muss sich die Frage gefallen lassen, warum er in dieser Sache nicht schon früher reagiert hat."

Die Bahn reagiert verwundert. "Diese Kritik können wir nicht nachvollziehen", sagt ÖBB-Sprecherin Sonja Horner, "da wir uns um das Thema Entsenderichtlinie gekümmert haben, obwohl das ein rechtlicher Graubereich ist, was man an den verschiedenen Rechtsgutachten mit unterschiedlichen Ergebnissen sieht. Jedoch haben die ÖBB die Lösung erreicht, dass alle Mitarbeiter von Henry am Zug in Österreich angestellt werden."

Henry am Zug war kritisiert worden, dass früher viele der insgesamt 600 Mitarbeiter in Ungarn angestellt waren und nach dem ungarischen Gehaltsschema entlohnt wurden.

Wie es mit dem Zug-Catering weiter geht, ist vorerst offen. Denn ob sich Henry am Zug tatsächlich nicht mehr an der Neuausschreibung beteiligt, hängt wesentlich davon ab, ob sich Dogudan und die Gewerkschaft vida bei einem Treffen am Freitag auf eine gemeinsame Vorgangsweise einigen können.

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