Notebankchef: Zinswende könne notfalls hinausgeschoben werden

EZB ist laut Mario Draghi bereit, bei stärkerer Eintrübung der Konjunktur die Zinswende weiter nach hinten zu verschieben.

Die Notenbank würde dann sicherstellen, dass die Geldpolitik die Wirtschaft unterstütze, indem sie ihren Zinsausblick anpasse, sagte Draghi am Mittwoch auf einer Notenbank-Konferenz in Frankfurt.

"Wir sind nicht knapp an Instrumenten, um unser Mandat zu erfüllen." Die Notenbank sehe inzwischen eine stärker anhaltende Verschlechterung der Nachfrage von außerhalb der Eurozone. Die Nachfrage innerhalb des Währungsraumes sei aber weiterhin robust. Eine Abschwächung deute nicht notwendigerweise auf einen ernsthaften Einbruch hin, sagte der Italiener.

Leitzins soll bis Jahresende bleiben

Die EZB hatte wegen der jüngsten Konjunktureintrübung die Zinswende nach hinten verschoben. Ihre Leitzinsen will sie jetzt noch bis mindestens zum Jahresende nicht antasten. Bisher war dies nur bis über den Sommer hinaus geplant. Damit hätte Draghi in seiner achtjährigen Amtszeit, die im Oktober abläuft, kein einziges Mail die Zinsen angehoben. Die EZB kündigte zudem an, Geschäftsbanken mit einer neuen Serie von zweijährigen Langfristkrediten unter die Arme zu greifen. Mit den Liquiditätsspritzen will sie die Institute zur stärkeren Vergabe von Darlehen an die Wirtschaft anregen.

Europas Währungshüter denken über Maßnahmen gegen mögliche Nebenwirkungen negativer Zinsen nach. Die EZB werde weiterhin beobachten, wie Banken im aktuellen Zinsumfeld gesunde Ertragsbedingungen aufrechterhalten können, sagte Dragh."Falls notwendig, müssen wir über mögliche Maßnahmen nachdenken, die die günstigen Auswirkungen negativer Zinssätze für die Wirtschaft aufrechterhalten und zugleich etwaige Nebenwirkungen mildern können", sagte Draghi. Er betonte zugleich: "Allerdings ist die geringe Rentabilität der Banken keine unvermeidliche Folge negativer Zinssätze."

Geldverdienen fällt vielen Banken im aktuellen Niedrigzinsumfeld schwer. Parken die Institute Geld bei der EZB, müssen sie dafür sogar 0,4 Prozent Strafzinsen zahlen.

Kommentare