Niederländer wird neuer Chef bei Casinos Austria

Erwin van Lambaart, 58
Ex-Musicalmanager Erwin van Lambaart, Chef von Holland Casino, tritt am 1. April als CEO an. Warum die Suche so mühsam war

Der künftige Chef der teilstaatlichen Casinos Austria (Casag) ist unverdächtig. Er hat keine Nahebeziehung zu einer Partei, gilt in der internationalen Glücksspiel-Branche als Top-Manager und sein jetziger Arbeitgeber spielt online auch nicht illegal nach Österreich herein. Nach dem Desaster um die Bestellung (und den Abgang) des FPÖ-nahen Managers Peter Sidlo zum Finanzvorstand des teilstaatlichen Glücksspielkonzerns wollten diesmal alle Verantwortlichen alles richtig machen und nicht in irgendwelche Fallen tappen.

Bei der außerordentlichen Aufsichtsratssitzung der Casag am späten Montagnachmittag präsentierten drei Kandidaten (alles Männer), doch einer galt schon als Favorit und wurde dann auch einstimmig bestellt. Der 58-jährige Niederländer Erwin van Lambaart wird ab 1. April 2022 die Nachfolge von Bettina Glatz-Kremsner als Generaldirektor des Casag-Konzerns antreten. Er kommt bereits Mitte März an Bord, um mit Glatz-Kremsner (59), die ihren Vertrag nicht mehr verlängern wollte, die Übergabe zu managen.

Bunte Karriere

Lambaart hat eine abwechslungsreiche Karriere hingelegt. Der Vater zweier Söhne absolvierte die Hoge Hotelschool in Den Haag und jobbte 13 Jahre in der Hotellerie, darunter bei Accor. 1998 wechselte er in die Musical- und TV-Branche. Er war als Produzent bei Joop van den Ende Theaterproducties Letztverantwortlicher für Block-Buster wie „The Lion King“ oder „Mama Mia“ und TV-Shows. Dann CEO bei Niehe Media sowie Vorstand bei Sail Event Partners.

2016 wechselte er wieder die Branche und zog als CEO beim staatlichen Glücksspielunternehmen Holland Casino ein. Lambaart restrukturierte und expandierte, heute betreibt Holland Casino mit rund 3500 Mitarbeitern 14 Standorte sowie Online-Gaming, das aber nur innerhalb der Niederlande angeboten wird. Sein Vorteil für die Casag ist, dass er bereits Erfahrung mit dem Staat als Eigentümer hat.

„Nach den Schwierigkeiten der Vergangenheit war es ganz entscheidend, einen transparenten und internationalen Standards entsprechenden Prozess für die Vorstandsbestellung aufzusetzen“, betonte Casag-Aufsichtsratspräsident Wolfgang Hesoun. Mit der Wahl von van Lambaart „haben wir den neuen Stil und Ansatz der Aktionäre bei der Ernennung von Casag-Vorstandsmitgliedern deutlich gemacht“, sagte Robert Chvatal, Vize-Aufsichtsratschef und CEO des Casag-Mehrheitseigentümers Sazka Group. Klare Botschaften.

Der Headhunter Spencer Stuart hatte lange gesucht. In Österreich gibt es keinen Glücksspielmanager in dieser Liga, der neue Chef muss laut Glücksspielgesetz aber Deutsch können und Branchenerfahrung haben.

Die Staatsholding ÖBAG (hält 33 Prozent) hat laut dem Syndikatsvertrag mit der tschechischen Sazka zwar das Nominierungsrecht für den CEO und den Aufsichtsratsvorsitzenden, doch wer das Sagen hat, ist klar. Im Nominierungsausschuss des Aufsichtsrates sitzen neben ÖBAG-Interimsvorständin Christine Catasta die beiden Sazka-Manager Chvatal und Pavel Saroch.

Van Lambaart, der mit Familie nach Wien übersiedelt, hat keinen einfachen Job vor sich. Glatz-Kremsner hat zwar das scharfe Sparpaket umgesetzt und die Stimmung im Unternehmen hat sich unter ihrer Leitung deutlich gebessert. Doch wegen des neuerlichen Lockdown sind wieder alle Standorte geschlossen. Der Neue wird, wie Glatz-Kremsner, auch CEO der Tochter Lotterien, der Cash-Cow der Gruppe.

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