Neues Werk: Voest zieht es ins "zweite Detroit"
Die voestalpine aus Linz treibt die Internationalisierung voran. Der zwölf Umsatzmilliarden schwere Konzern macht 30 Prozent des Geschäftes außerhalb Europas. In fünf Jahren sollen es 40 Prozent sein. Doch es geht nicht um Abwanderung, sondern es entstehen zusätzliche Kapazitäten und Jobs im Ausland. Momentan konkret 220 in den USA, am dort erholten Automobilmarkt. Mit einem Investment von 50 Millionen Euro entsteht das erste größere Voest-Werk im südlichen Autocluster der Region Georgia/Alabama/Tennessee.
Die Voest zieht es dabei in die 20.000-Seelen-Gemeinde Cartersville in Georgia, 60 Kilometer nordwestlich der Metropole Atlanta (Sitz von Coca-Cola oder Anheuser-Busch). "Das wird das zweite Detroit", erklärt Voest-Sprecher Peter Felsbach die Konkurrenz-Situation zur klassischen US-Auto-Hochburg.
Fast alle namhaften Autokonzerne aus den USA, Europa und Asien hätten sich im neuen Autocluster im US-Süden angesiedelt. Die Voest erhofft sich ein Bombengeschäft mit extrem dünnen, daher besonders leichten und voll verzinkten Karosserieteilen. Erst Ende Jänner konnte man einen Rekord-Auftrag über 700 Millionen Euro einfahren.
Global
Nach den USA geht die Reise weiter. Voest-Chef Wolfgang Eder sagte zum KURIER: "China und Südafrika sind die nächsten Schritte." Insgesamt will Eder mehr als 100 Millionen Euro in neue Werke "als Teil einer umfassenden Globalisierungsstrategie im Automotive-Bereich" stecken. Eder: "Wir folgen den Automobilherstellern, speziell aus Europa, in die Zukunftsmärkte und bauen dort unsere Präsenz massiv aus." Der Top-Manager warnt gerne vor der "Entindustrialisierung" Europas, sollten hier die Bedingungen nicht industriefreundlicher (z. B. Klimapolitik) gestaltet werden. Beim Schritt in die USA seien die dort niedrigeren Energiepreise aber nur ein Teilaspekt gewesen.
Eder: "Im Gegensatz zu Europa fördern die USA die Ansiedlung von Technologie-Vorreitern aus der Industrie im Rahmen der rechtlichen Möglichkeiten sehr bewusst und gezielt." Auch in Europa werde weiter investiert, verspricht der Voest-Chef. "Aber nicht in neue Kapazitäten, sondern nur in die Erhaltung dessen, was wir heute haben. Europa ist zwar derzeit noch weltweit im Industriebereich führend, was Innovation und Technologie betrifft. Wenn es aber nicht rasch seine Umwelt-, Pensions- und Sozialpolitik zu überdenken beginnt und effiziente, zeitgemäße Verwaltungsstrukturen schafft, werden sich große Teile der Industrie den Standort künftig einfach nicht mehr leisten können."
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Voest: 46.500 Mitarbeiter, 60 Länder
Die voestalpine macht mit insgesamt 46.500 Mitarbeitern in 60 Ländern auf fünf Kontinenten einen Umsatz von rund zwölf Milliarden Euro. Dem global aufgestellten Konzern blieb davon im letzten Geschäftsjahr ein operativer Gewinn (EBIT) von 704 Millionen Euro. Am Stammsitz der Voest in Linz arbeiten etwa 10.000 Mitarbeiter.
"Metal Forming" In dieser Voest-Sparte findet die jetzige Expansion in die USA statt. Der Bereich steuert bei einem Umsatz von 2,5 Milliarden Euro bereits 185 Millionen Euro zum operativen Ergebnis bei. Die Sparte hat mehr als 11.000 Beschäftigte und ist für alle europäischen Premium-Automobilhersteller tätig (z. B. hochwertige Karosserieteile).
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