Neues Börsensegment lockt vier Neue an

Christoph Boschan, der Chef der Wiener Börse.
Chance für Start-ups und KMU auf Eigenkapital und mehr Präsenz in der Öffentlichkeit.

Zur Tradition von Premieren an der Börse gehört es, dass der Chef eines neu gelisteten Unternehmens die Börsenglocke läuten darf. „Zum Handwerk: Die Glocke beim Läuten nach oben halten, sonst fallen die Kurse“, ermahnt Börse-Vorstand Christoph Boschan. Mit Montagfrüh starteten die Börsesegmente „direct market plus“ und „direct market“. Sie lösen die bisherigen Segmente „mid market“ und „other securities“ ab.

Im Plus-Bereich finden sich mit Athos Immobilien, DWH Deutsche Werte, Hutter & Schrantz Stahlbau sowie Sanochemia vier Unternehmen wieder, die davor im mid market notierten. Dazu kamen am Montag vier ganz Neue:

- startup300

ist ein Ökosystem für Start-ups und ein Investorennetzwerk, das sich als einziges Unternehmen der Neulinge für fortlaufenden Handel mit einem Market Maker entschieden hat.

- Eyemaxx Real Estate

ist ein 1996 gegründeter Immobilienentwickler und Bestandserhalter mit Fokus auf die Region Österreich, Deutschland und Schweiz, der bereits in Frankfurt notiert.

- VST Building Technologies

ist ein Spezialist in Sachen Verbundschalungstechnik. Die patentierte VST-Technologie wird vor allem im Wohnungsbau eingesetzt.

- Wolftank-Adisa Holding

ist eine Unternehmensgruppe, die Tankanlagen saniert und repariert.

Im Basis-Segment „direct market“ sind derzeit die Aktien von 23 Unternehmen handelbar. Um hier zu notieren, müssen Firmen fast keine Anforderungen erfüllen. Im Plus-Segment müssen Unternehmen zumindest schon ein Jahr bestehen, Jahres- und Halbjahresberichte veröffentlichen und einen Unternehmenskalender führen. Im Vorfeld eines Listings steht ein Netzwerk mit rund 60 Ansprechpartnern zur Verfügung.

Standort stärken

Mit den neuen Bereichen ist die Chance gegeben, dass kleine und mittlere Unternehmen (KMU) „vom Kapitalmarkt profitieren“, richtet Finanzminister Hartwig Löger via Videobotschaft aus. Mit der Änderung des Aktiengesetzes, das die neuen Segmente ermöglichte, wollte man den Standort stärken und verhindern, dass Unternehmen abwandern.

Warum eine Notierung im Plus-Segment? Um für Investoren sichtbarer zu werden, sagen die Chefs der Neuzugänge. Zudem ist die Einstiegshürde nicht hoch, weil kein Börseprospekt erstellt werden muss – was Kosten spart.

Bei drei der vier Neuen an der Börse kam am Premierentag kein Kurs zustande. startup 300 startete mit 10 Euro und stieg bis 10,40 Euro, dann ging aber bergab. Nach einem Tief bei 8,20 Euro erholte sich die Aktie auf 9,45 Euro.

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