Neuer Chef von BMW Steyr will sich auch um Wasserstoffantrieb bemühen
Zuerst in der Vorwoche die Ankündigung vom Abbau von 600 Stellen beim Zulieferer ZKW im Waldviertel, dann diese Woche konzernweite Betriebsversammlungen beim deutschen Zulieferer Bosch, wo Mitarbeiter um eine langfristige Zukunftsperspektive bangen. Keine Frage, die Autobranche befindet sich in einem langsamen, aber nachhaltigen Wandel. Was vor allem an der Transformation hin zum (in Europa erzwungenen) Elektroantrieb liegt.
Klaus von Moltke, der neue Chef des Motorenwerks von BMW in Steyr, versucht im Rahmen der Konzernstrategie „Technologieoffenheit“ den Spagat zwischen Altbewährtem und Neuem zu schaffen. „In unserer Belegschaft mit 4.400 Mitarbeitenden gibt es keine Unruhe. Im Gegenteil. Wir haben eine höchste Motivation, diese Transformation zu schaffen“, sagt von Moltke im KURIER-Gespräch.
Mit zwei neuen Montagelinien zum Bau von bis zu 600.000 Elektromotoren im Jahr ab 2025 gebe es ein weiteres Standbein, das Sicherheit bringe. Aktuell werden mehr als eine Million Diesel- und Benzinmotoren für die gesamte Welt gefertigt. Aber natürlich stehe Steyr im Wettbewerb mit anderen Standorten des Konzerns. Helfen würde dabei das Entwicklungszentrum am Standort mit 700 Beschäftigten, von denen schon ein Drittel an der E-Mobilität arbeite.
Bereits 2030 werde die Hälfte der gesamten Steyrer Belegschaft mit dem Elektroantrieb beschäftigt sein. Dennoch halte BMW von einem Verbot der Verbrennertechnologie in der EU ab 2035 nichts. „Wir setzen auf Diversität. Und produzieren weiter für den Weltmarkt“, sagt von Moltke.
Zudem sieht BMW laut von Moltke Wasserstoff als „ernsthafte Ergänzung“. Ganz neu werde im Rahmen einer Kleinflotte des iX5 mit Brennstoffzelle daran geforscht. „Vorausgesetzt, der Wasserstoff kann aus erneuerbarer Energie zu einem vernünftigen Preis hergestellt werden, dann ist das eine mögliche Energiequelle, die in der individuellen Mobilität Bedeutung bekommen könnte.“ Der Werkschef will sich laut eigener Aussage dafür einsetzen, dass Wasserstoff auch in Steyr Thema wird.
Gedrosselt werden musste die Produktion im Vorjahr infolge der Instabilität in den Versorgungsketten und der mangelnden Versorgung mit Halbleitern. Dennoch habe man sämtliche Bestellungen, auch jene von Komponenten für E-Motoren, bis Jahresende erfüllen können. „Wir haben alles geliefert, was notwendig war. Wegen uns wurde kein einziges Fahrzeug weniger gebaut.“
Stabilisierung
Für dieses Jahr sieht von Moltke „aus heutiger Sicht eine Stabilisierung“ bei der Versorgungslage. „Das Thema ist aber nicht ganz weg vom Tisch. Wir haben aber Wege gefunden, damit umzugehen.“ Auch die heurigen Aufträge könnten alle bedient werden.
Von den steigenden Energiepreisen sei auch BMW naturgemäß betroffen, man arbeite aber kontinuierlich an der Verbrauchsreduzierung. Ab dem Jahr 2025 will BMW Steyr Strom zu 100 Prozent aus CO2-neutralen Energiequellen beziehen. Auch die Nutzung eigener Energiequellen, etwa Photovoltaik-Anlagen auf den beiden neuen Hallen, seien möglich. Von Gas sei der Standort bis auf Fernwärme nicht abhängig. Bis 2025 soll hier die Umstellung auf Biomasse erfolgen.
Kommentare