Neuer Chef an der Spitze der Weltbank: Was von ihm zu erwarten ist

Ein lächelnder Mann mit Turban, Anzug und Krawatte.
Welche Nationen in der Institution das Sagen haben, was vom neuen Chef zu erwarten ist und warum die Weltbank von Wirtschaftsnobelpreisträger Joseph Stiglitz kritisiert wird.

Beim G-7-Treffen der Finanzminister und Notenbankchefs in Japan hatte David Malpass Mitte Mai seinen letzten Auftritt. Der wegen umstrittener Äußerungen zum Klimawandel vorzeitig zurückgetretene Weltbank-Präsident wird mit Juni von Ex-Mastercard-Chef Ajay Banga abgelöst.

Malpass, der im Jahr 2019 von Donald Trump ins Amt gehievt worden war, warnte  in Japan vor einer längeren Flaute der Weltkonjunktur und forderte reiche Staaten zu Umschuldungen für die ärmsten Länder auf. "Es ist so wichtig, diese Schuldenreduzierungen tatsächlich zu erreichen ... für arme Länder, die mit ihren untragbaren Schulden an die Wand gefahren sind", so Malpass.

Was macht die Weltbank?

Meistens bezieht sich der Name Weltbank auf die Internationale Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (IBRD). Sie ist eine UNO-Sonderorganisation mit 189 Mitgliedstaaten. Die Weltbank ist genau genommen der Zusammenschluss aus der IBRD sowie der Internationalen Entwicklungsorganisation (IDA). Sie wurde 1944 zusammen mit ihrer Schwesterorganisation, dem Internationalen Währungsfonds (IWF), in Bretton Woods (USA) gegründet.

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Hauptsitz ist Washington, dazu kommen rund 120 Länderbüros mit insgesamt ca. 10.000 Mitarbeitern. Hauptaufgabe der Weltbank ist es, günstige oder zinslose Kredite an Entwicklungs- und Schwellenländer zu vergeben. Zuletzt verlautbarte etwa, dass die Weltbank den von einer schweren Wirtschaftskrise gebeutelten Libanon mit 300 Millionen Dollar unterstützt.

Wer hat in der Weltbank das Sagen?

Die fünf größten Anteilseigner sind die USA, Japan, Deutschland, Frankreich und Großbritannien, aber die USA haben mit einem Stimmrechtsanteil von 15,82 Prozent das Sagen. Das hat in der Vergangenheit oft zu Kritik und auch zum Aufbau alternativer Entwicklungsbanken geführt hat. So gründeten etwa Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika 2014 die New Development Bank (NDB).

Wo liegt der Schwerpunkt der Arbeit?

Zu Beginn finanzierte die Weltbank vor allem gigantische Infrastrukturprojekte in aller Welt, inzwischen haben auch Themen wie Gesundheit, Ernährung, Armutsbekämpfung oder Klimaschutz einen höheren Stellenwert. Ein Ziel ist beispielsweise, bis 2030 den Prozentsatz extrem armer Menschen, die von weniger als 1,90 Dollar am Tag leben, auf höchsten drei Prozent zu senken.

Warum hat die Weltbank einen schlechten Ruf?

Die Weltbank galt Kritikern traditionell als eine wirtschaftspolitische Speerspitze der USA, die in den 1990er-Jahren im neoliberalen „Washington Consensus“ gipfelte. Prominentester Kritiker ist der frühere Weltbank-Chefökonom, Politikberater und Wirtschaftsnobelpreisträger Joseph Stiglitz. Er kritisierte die Ideologie des „Marktfundamentalismus“ von Weltbank und Währungsfonds.

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Diese hat in nicht wenigen Ländern unter dem harmlosen Titel der „Strukturanpassungsprogramme“ zu regelrechten Schocktherapien (Privatisierungen, Deregulierungen etc.) geführt. In neuerer Zeit kritisierten Umweltschutzorganisationen die hohen Investitionen der Weltbank in Kohle-, Öl- und Erdgasprojekte.

Was ist von Präsident Ajay Banga zu erwarten?

Banga ist ein Mann von US-Präsident Joe Biden, der ihn im Februar nominierte. Der 63-jährige indisch-amerikanische Manager war zuletzt Vizechef beim Finanzinvestor General Atlantic. Seine erste Herausforderung dürfte die Reform der Weltbank sein, die die Institution gerade vorantreibt. Im April ist ein Grundsatzbeschluss gefallen, wodurch die Finanzkraft der Institution zur Unterstützung ärmerer Länder über die kommenden zehn Jahre um bis zu 50 Milliarden Dollar (rund 46 Mrd. Euro) aufgestockt werden soll.

Künftig sollen ihre Kredite zum Umwelt- und Klimaschutz beitragen, die Sozialsysteme der Länder gegen Pandemien, Konflikte und Ähnliches wappnen und die Gleichberechtigung fördern. Banga gilt als überzeugt von der Idee, über Mikrokredite und finanzielle Teilhabe bedürftigen Ländern zu Wachstum zu verhelfen und dafür auch die Privatwirtschaft stärker in die Pflicht zu nehmen.

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