Im „alten“ Vorstand des teilstaatlichen Glücksspielkonzerns Casinos Austria AG (Casag) hieß es „rien ne va plus“. Abgesehen vom Wirbel um die Bestellung des FPÖ-Managers Peter Sidlo, herrscht auch im neuen Vorstand alles andere als Harmonie. „Keiner vertraut dem Anderen, es ist immer noch keine Ruhe eingekehrt“, bedauern Mitglieder des Aufsichtsrates.
Im Casinos-Vorstand regiert seit Jahren Unfrieden. Zuletzt eckte Alexander Labak, vom tschechischen Großaktionär Sazka eingesetzter CEO, durch seinen heftig kritisierten Führungsstil und umstrittene Pläne nicht nur in der Belegschaft, bei wichtigen Vertriebspartnern wie den Trafikanten und der Regierung an, sondern auch bei seinen Vorstandskollegen. Im Top-Management flogen die Hackeln tief.
Labak und Kollege Dietmar Hoscher(SPÖ) gingen im Frühjahr vorzeitig ab, Regierung und Aktionäre hielten eine Neuaufstellung des Vorstandes für notwendig. In der Hoffnung, das Top-Management werde nun endlich gedeihlich kooperieren und Frieden in der Vorstandsetage einziehen.
Finanzchefin Bettina Glatz-Kremsner(ÖVP) rückte mit 1. Mai zur Vorstandsvorsitzenden auf. Sidlo kam neu in das Gremium und die Sazka Group, der größte Aktionär der Casag-Gruppe, hievte Martin Skopek in den Vorstand.
Der ehemalige Erste-Banker kommt von der Eigentümerin der Sazka Group, der KKCG des tschechischen Milliardärs Karel Komarek. Dass Skopek verkündet haben soll, er sei eigentlich nicht freiwillig, sondern nur auf Wunsch seines Eigentümers nach Wien gegangen, kam in den Casinos und dem Umfeld gar nicht gut an.
Was wesentlich schwerer wiegt: Skopek soll bald nach seiner Bestellung versucht haben, Glatz-Kremsner aus den Lotterien zu drängen, der hoch profitablen Tochter der Casinos. Damit kam Skopek jedoch nicht durch, Glatz-Kremsner sitzt ebenfalls in der Lotto-Geschäftsführung. Dem Vertrauensverhältnis innerhalb eines Vorstandes tut eine solche Aktion freilich nicht gut. Zwischen der Chefin und Sidlo soll die Kooperation wesentlich besser funktioniert haben.
Untersuchungen
Am Dienstag tagte der Aufsichtsrat der Casag zum Thema Sidlo. Das Präsidium des Aufsichtsrates (die Raiffeisen-Manager Walter Rothensteiner und Josef Pröll, Sazka-Chef Robert Chvatalsowie Novomatic-Boss Harald Neumann) beschloss Anfang September, die Untersuchungen rund um die umstrittene Postenbesetzung ausweiten.
Am Dienstag setzte sich der Gesamtaufsichtsrat zusammen. Das Gremium nickte die Prüfungsaufträge einstimmig ab. Schima Mayer Starlinger Rechtsanwälte sowie die Wirtschaftsprüfungskanzlei KPMG sind beauftragt, alles an relevanten Informationen zusammenzutragen und zu prüfen. Die Ermittlungen werden mehrere Wochen dauern, solange bleibt Sidlo auf Urlaub.
Im Vorfeld hatte es Diskussionen gegeben, ob nur der Vorstand und das Präsidium in die internen Ermittlungen einbezogen werden. Jetzt wurde beschlossen, dass der gesamte Aufsichtsrat zur Verfügung steht. Das kann allerdings nur auf Freiwilligkeit basieren. Aufsichtsräte können nur von der Staatsanwaltschaft gezwungen werden, ihre Mails und Notizen zum Bestellvorgang einsehen zu lassen. Ebenfalls untersucht wird, wie Interna aus dem Unternehmen an die Medien gelangen konnten.
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