Nationalbank beruhigt: Trumps Zölle sind "schmerzhaft, aber verkraftbar"

Schon wieder werden neue US-Zölle diskutiert beziehungsweise wird vor ihnen gewarnt. Dieses Mal könnte es die Branchen Pharma, Rohstoffe und Halbleiter treffen, wie EU-Handelskommissar Maros Sefocvic bei einer Rede im Europaparlament in Straßburg sagte. Washington führe derzeit mehrere Untersuchungen und begründe diese mit der nationalen Sicherheit.
Sollten alle diese Untersuchungen zu Zöllen führen, wären zusätzlich Exporte im Wert von 170 Mrd. Euro betroffen. Dies bedeute, dass insgesamt rund 549 Mrd. Euro an EU-Ausfuhren in die USA mit Zöllen belegt würden, sagte Sefcovic. Das wäre "ein gewaltiges Ausmaß".
Die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) hat in ihren neuesten Berechnungen diese möglichen neuen Zölle natürlich noch nicht berücksichtigt, sondern erst die bisher in Kraft getretenen (z.B. 25 Prozent auf Autos) oder die zuletzt von US-Präsident Trump angekündigten. Im Ergebnis, sagte Vize-Gouverneurin Edeltraud Stiftinger am Dienstag bei der Präsentation der heimischen Leistungsbilanz, sei Panik fehl am Platz. Die US-Zölle seien zwar "schmerzhaft, aber verkraftbar".
Denn, in den Auswirkungen würden die bisher bekannten Zölle das Wirtschaftswachstum Österreichs um 0,3 Prozent des BIP bremsen. Das kann man als viel oder als wenig betrachten. Faktum ist: Die jüngsten Prognosen von WIFO oder Internationalem Währungsfonds gehen bereits von einem Schrumpfen der heimischen Wirtschaftsleistung in diesem Jahr um 0,3 Prozentpunkte aus. Eine gute Nachricht sieht also anders aus.
Denn, klar ist auch, die Zoll-Auswirkungen von minus 0,3 Prozent stellen nur die Unterkante dar. Negative Währungseffekte oder ein im Effekt negativer Vertrauensverlust in den Handelsbeziehungen zwischen den USA und Europa sind zwar wahrscheinlich, flossen aber nicht in die Berechnungen mit ein.
Dazu muss man wissen: Die USA sind nach Deutschland Österreichs zweitwichtigster Exportmarkt. Die US-Zölle wirken also direkt, aber über die Lieferbeziehungen zwischen Deutschland und Österreich auch indirekt negativ. "Die derzeit von den USA ausgehenden globalen Handelskonflikte schlagen sich im Ergebnis des Jahres 2024 nicht nieder, werden Österreichs Außenhandel künftig aber sowohl direkt als auch auf indirektem Weg - insbesondere durch über Deutschland verlaufende Lieferketten - treffen", sagte Stiftinger.
Dies alles fällt in Zeiten hoher wirtschaftlicher wie politischer Unsicherheit. Das zeigt sich auch in der Handelsbilanz. Im abgelaufenen Jahr konnte Österreich zwar einen kräftigen Handelsbilanzüberschuss erzielen. Dieser ist aber vor allem darauf zurückzuführen, dass die Importe noch stärker gesunken sind als die Exporte.
In Zahlen: Während die Exporte um 4,1 Prozent auf 189,5 Mrd. Euro zurückgingen, sanken die Importe stärker - um 6,2 Prozent auf 181,6 Mrd. Euro. Österreichs Exportbetriebe hätten 2024 empfindliche Einbußen in vielen wichtigen Branchen hinnehmen müssen - allen voran im Maschinenbau und der Fahrzeugindustrie, sagte Johannes Turner, Direktor der OeNB-Hauptabteilung Statistik.
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