Blau raus - Schwarz, Rot, Grün rein: So bunt wird die Chefetage der Nationalbank

Bis zur Nationalratswahl am 29. September will die Bundesregierung noch einige wichtige Personalentscheidungen treffen, und "eigene Leute" unterbringen. Logischerweise wird die Opposition bei jeder Gelegenheit von üblem Postenschacher sprechen, schließlich ist Wahlkampf.
Was die Nationalbank (OeNB) angeht, dürfte das Match mittlerweile gelaufen sein, auch wenn die Bundesregierung die neuen Namen erst beim Ministerrat am 26. Juni offiziell verkünden will.
Der bisherige OeNB-Gouverneur Robert Holzmann, der 2019 unter Schwarz-Blau auf einem FPÖ-Ticket an die Notenbank-Spitze gekommen war, scheidet aus. Er wurde nicht gebeten zu bleiben, er hat sich aber auch nicht mehr beworben. Als sein Nachfolger soll Wirtschafts- und Arbeitsminister Martin Kocher auf einem ÖVP-Ticket fix gesetzt sein.

Wird OeNB-Gouverneur, Wirtschaftsminister Martin Kocher
Auch Direktor Eduard Schock, der wie Holzmann seinerzeit auf einem FPÖ-Ticket in die Nationalbank gekommen ist, scheidet aus. Genauso wie Vizechef Gottfried Haber, der bis zur Bewerbung von Kocher gute Chancen auf die Holzmann-Nachfolge hatte.
Haber steht dem Vernehmen nach nicht mehr zur Verfügung. Ihn soll es jetzt zurück in die akademische Welt ziehen, er kommt von der Universität Krems, oder in die internationale Privatwirtschaft.
Von den bisherigen vier Direktoren dürfte nach bisherigem Stand nur Thomas Steiner (ÖVP) die große Personalrochade in der Nationalbank überleben. Steiner, der vor der Notenbank ein Geschäftsführer in der Bundesfinanzierungsagentur war, ist der Bruder des früheren Chefstrategen von Sebastian Kurz, Stefan Steiner.

Thomas Steiner bleibt als Einziger der bisherigen OeNB-Direktoren
Neben den beiden ÖVP-Tickets dürften die Grünen und die SPÖ die weiteren Posten zugesprochen bekommen. Auf dem grünen Ticket gilt OeNB-Abteilungsleiter für Europäische Aufsichtsgrundsätze Josef Meichenitsch als fix gesetzt. Er gilt als Vertrauter von Grünen-Chef und Vizekanzler Werner Kogler. Meichenitsch hat für ihn während der Regierungsbildung das Budget verhandelt.

Grüner Budgetexperte Josef Meichenitsch
Bis zuletzt umstritten war, wer auf dem roten Ticket ins Direktorium einziehen wird, auf das sich OeNB-Präsident Harald Mahrer und seine Stellvertreterin im Generalrat, die Spitzen-Gewerkschafterin Ingrid Reischl im Vorfeld geeinigt haben dürften.
Genannt wurden hier immer wieder ÖGB-Chefökonomin Helene Schuberth, die sich freilich gar nicht beworben hat oder die ÖBB-Infrastruktur-Vorständin Silvia Angelo, früher Leiterin der Wirtschaftspolitik in der AK Wien.
Werden dürfte es jetzt dem Vernehmen nach Edeltraud Stiftinger, seit 2012 eine Geschäftsführerin beim AWS, Austria Wirtschaftsservice. Wenn Stiftinger wirklich das Rennen macht, ist sie die Überraschung in der Neubesetzungsrunde.

AWS-Geschäftsführerin Edeltraud Stiftinger
Wer welche Agenden im neuen Direktorium übernimmt, ist noch nicht durchgesickert. Meichenitsch oder Stiftinger dürften unter Kocher Vize werden. Steiner dürfte eher nicht aufrücken, da sonst mit Präsident Mahrer, Gouverneur Kocher und Vize Steiner drei Schwarze an der Notenbank-Spitze wären. "Das geht sich nach der politischen Farbenlehre dann doch nicht aus", sagte ein Insider.
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