Nach den Bankturbulenzen hatte zuletzt die Notfall-Übernahme der Credit Suisse durch die UBS in der Schweiz als Balsam gewirkt, ebenso wie das Versprechen der US-Regierung, wenn nötig weitere Hilfen für angeschlagene Banken des Landes zu mobilisieren. Nun richten sich die Blicke aber auf die US-Notenbank Fed.
Sie wird am Mittwochabend ihre Zinsentscheidung bekannt geben. Und diese Entscheidung dürfte dieses Mal eine besonders heikle sein.
Eine weitere Anhebung der US-Leitzinsen im Kampf gegen die Inflation galt lange als ausgemacht. Inzwischen sind jedoch die Zweifel daran gewachsen und die Markterwartungen an einen Zinsschritt sind massiv nach unten gegangen, selbst eine Zinspause wird als denkbares Szenario erwogen.
Balanceakt
Nach letzten Umfragen sagen 81 Prozent der befragten Ökonomen und Analysten, dass die US-Notenbank den Leitzins im Kampf gegen die Inflation um weitere 0,25 Prozentpunkte anheben wird. Gleichzeitig sagen aber nur 52 Prozent, die Fed sollte die Zinsen auch wirklich anheben. Das bedeutet für US-Expertin Monika Rosen im Gesprächmit dem KURIER: "Nicht wenige glauben also, die Fed wird die Zinsen weiter anheben, halten es aber für einen Fehler."
Stress für System
Hintergrund ist: Mit weiter steigenden Zinsen würde dem US-Bankensektor weiterer Stress zugefügt, daher könnte die Fed auf die Bremse steigen. Das Gegenargument lautet: Noch gibt es keine Daten, die belegen würden, dass die Inflation in den USA dauerhaft besiegt wäre. Sie liegt nach wie vor bei sechs Prozent und damit beim Dreifachen des angestrebten Wertes.
Auch deutsche Experten von der Landesbank Hessen-Thüringen Helaba gehen von einer Anhebung um 25 Basispunkte aus. Dafür spreche, dass die US-Notenbank wohl kaum an einer Überraschung der Markterwartung in der zuletzt sehr volatilen Markt-Phase interessiert sei. "Zudem gilt: Wenn die Fed den Zinszyklus pausieren ließe, könnten Marktteilnehmer vermuten, dass es doch noch weitere Probleme im Bankensektor gibt."
Bankaktien wieder gefragt
US-Anleger zeigten sich inzwischen angesichts der jüngsten Rettungsmaßnahmen erleichtert und griffen am Dienstag im Vorfeld der Fed-Zinsentscheidung bei Bankenaktien zu. Besonders in den Papieren der First Republic Bank dürften einige Marktakteure ein Schnäppchen gewittert haben, die Aktie sprang um knapp 30 Prozent hoch. Noch am Montag war das Papier um 40 Prozent eingebrochen. Aber auch im Dow Jones fanden sich Finanztitel auf der Gewinnerseite wieder, Goldman Sachs und JP Morgan gewannen jeweils über 2,5 Prozent an Wert.
Wie Griff in die Pralinenschachtel
Entscheidend wird also am Ende des Tages sein, wie stark die Fed Rücksicht auf die Banken nehmen wird. "Meines Erinnerns nach gingen die Erwartungen vor einer Zinssitzung der Fed noch nie so weit auseinander, von 0 über 0,25 bis 0,50 Prozentpunkte", erklärte Antje Praefcke, Volkswirtin bei der Commerzbank. "Keiner weiß wirklich, was wir (...) bekommen werden, wie beim Griff in die Pralinenschachtel."
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