Ein Feld wird in Streifen aufgeteilt: Mais, Kartoffel, Ackerbohne, Hafer oder auch Gemüse werden in schmalen Bereichen – die geringste Breite sind drei Meter – nebeneinander angebaut. Im kommenden Jahr werden die Kulturen einfach einen Streifen weitergeschoben.
Ein einzigartiger Feldversuch, den Stadler mit seinen Biobauer-Kollegen Gerhard Weißhäupl und Rudolf Hofmann umsetzt, begleitet von der Universität.
Aber warum tun sie das? Die „Arge Streifenanbau“ erwartet sich bessere Böden, mehr Biodiversität und gute Erträge.
Sie fliegen wieder
Wenn Walcher in seinen Kescher schaut, lächelt er. Die Anzahl der Schwebfliegen nach drei Jahren Versuchsfläche machen dem Forscher und dem Landwirt Hoffnung. Die wichtigen Bestäuber-Insekten werden wieder mehr. Das sei wichtig, nachdem ihnen Intensivierung der Landwirtschaft zugesetzt hat. Als Larven sind sie übrigens hervorragende Blattlausjäger. Auch die Zahl der Marienkäfer oder Raubwanzen nimmt zu. Beide können Schädlinge in Schach halten.
Schmetterlinge flattern über die Streifen. „Schon nach dem ersten Jahr konnten wir eine Verdoppelung der Biodiversität feststellen“, sagt Stadler. Auf großen agrarischen Produktions- und nicht nur auf kleinen Biodiversitätsflächen können so Nützlinge gefördert werden. Zudem profitiert die Pflanzengesundheit. Stadler wühlt mit den Händen im Boden und gräbt Knollen aus. „Die Erdäpfel sind gesünder als in der Monokultur. Die Krautfäule befällt sie erst später“, erklärt er. Auch der Kartoffelkäfer lässt sich seltener blicken.
Stadler und seine Mitstreiter haben das Rad nicht neu erfunden. „Früher, noch vor 100 Jahren, haben die Bauern die Ackerflächen in kleinen Streifen bewirtschaftet“, sagt der Biolandwirt. Im Franziszeischen Kataster waren die schmalen Felder zum Anfang des 20. Jahrhunderts noch verzeichnet.
Zum Fressen gern
Die Anbaumethode hatte praktische Gründe, hinter denen eine Frage steht: Welche Fläche konnte der Bauer innerhalb eines Tages bearbeiten? Heute ist das kein Kriterium mehr beim Streifenanbau. Maschinen fahren über die Felder – auch über die schmalen.
Vieles probiert Stadler auf 30 Hektar noch aus – etwa die optimale Breite der Streifen – und wird selbst manchmal überrascht. „Auch Rehe lieben Biodiversität“, sagt er und blickt auf seine Felder, gleich dahinter beginnt ein Wald. Ein optimales Umfeld für die Tiere. Sie kommen aus der Deckung, stehen dann geschützt im Mais und fressen die Nachbarstreifen ab. „Das ist ein negativer Effekt.“ 30 Prozent Ertrag kosteten die Rehe dem Bauern. In den nächsten Jahren werden die Streifen breiter und damit die Grenzen und Buffets für das Wild weniger. „Wir lernen immer weiter“, sagt Stadler.
Erfahrungen teilen
Ihre Erfahrungen teilt die Arge Streifenanbau mit anderen. Sie will die Methoden in die Breite bringen. Fünf weitere Betriebe aus Ober-, Niederösterreich und dem Burgenland widmen sich bereits dem Streifenanbau. Im Bio-Landgut Esterhazy gibt es auch ein Insektenmonitoring. Auch in Nachbarstaaten gibt es Interesse an den Ergebnissen.
Walcher nimmt die Hofkirchner Schwebfliegen aus dem Netz, sie kommen an die Universität nach Wien. Hier werden sie bestimmt und gezählt. 2023 fanden er und die Studenten 15 verschiedene Schwebfliegen-Arten, drei mehr als ein Jahr zuvor.
Nicht nur die Insektenwelt kann profitieren, sondern auch die Umgebung. Die Monokulturen, die ewigen Maisfelder könnten durchbrochen werden. Der Landschaft wird wieder bunter.
Kommentare