Millionenpleite einer bekannten Mietwäsche-Firma: 142 Jobs betroffen

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Die freien Aktiva werden mit 1,15 Millionen Euro beziffert, die unbesicherten Verbindlichkeiten mit 3,5 Millionen Euro.

„Gerade weil die Betriebsführung in Gastronomie, Hotellerie sowie im Gesundheitswesen facettenreich und niemals statisch ist, hilft Vienna Textilservice Ihnen mit flexiblen und individuellen Mietwäschekonzepten, regionaler Produktion, höchsten Qualitäts- und Hygienestandards sowie bester Wäschequalität, auf alle Herausforderungen zu reagieren“, heißt es auf der Homepage. Als Familienbetrieb in dritter Generation liegt dem Team die persönliche Betreuung Ihrer Anliegen besonders am Herzen. Unser rascher Service spart Ihnen nicht nur Zeit. Er schafft zufriedene Kunden.“

Die Vienna Textilservice GmbH hat am Handelsgericht Wien den Antrag auf Eröffnung eines Sanierungsverfahrens ohne Eigenverwaltung gestellt. Das bestätigt der Gläubigerschutzverband Creditreform. 67 Gläubiger und 142 Dienstnehmer sind von der Pleite betroffen. Das Unternehmen soll fortgeführt werden.

„Das Familienunternehmen wurde 1979 gegründet und kauft bzw. mietet Wäsche (vorrangig Bettwäsche, Frotteewäsche, Tischwäsche für den Bereich Hotellerie sowie zusätzlich Berufskleidung, Patientenhemden, Inkontinenzunterlagen für Krankenhäuser, Pflegeheime sowie Labore) und vermietet diese an ihre Kunden weiter. In diesem Zusammenhang übernimmt die Antragstellerin auch die Reinigung sowie Wiederaufbereitung der Wäsche und organisiert die Abholung sowie Lieferung“, heißt es weiter.
 

Die Ursachen

Die Insolvenzursachen liegen in den Covid19-Maßnahmen, insbesondere behördliche Schließungen der Hotels und den daraus folgenden Umsatzeinbußen. „Schwierigkeiten bereitete auch das rasch zurückkommende Geschäft über die Osterfeiertage. Dieses führte zu einer ungeplanten überproportionalen Nachfrage. Hinzu kamen noch die Teuerungen beim Sprit und Energie und stetige Personalengpässe“, so das Unternehmen.

 

Schulden und Vermögen

Die freien Aktiva werden mit 1,15 Millionen Euro beziffert, die unbesicherten Verbindlichkeiten mit 3,5 Millionen Euro. Im Liquidationsfall erhöhen sich die Passiva auf 4,29 Millionen Euro. In der Bilanz 2020/2021 wird das negative Eigenkapital mit 646.000 Euro beziffert, die Verbindlichkeiten mit 5,03 Millionen Euro. Den Gläubigern wird eine Quote in Höhe von 20 Prozent binnen zwei Jahren angeboten.

Die Vorgeschichte

"Das Unternehmen hatte vor der Coronakrise einen Weg eingeschlagen, der den langjährigen Investitionsstau beseitigt hat und aus eigener Kraft Wachstum erzeugt hat.
Dies war mit sehr großem Kapitalbedarf verbunden, welche fast ausschließlich fremdfinanziert wurde. Dadurch war man immer unter großem Ergebnisdruck, um ausreichende Mittel zur Rückführung der Kredit-und Leasingraten zur Verfügung zu haben",
heißt es im Bilanz-Lagebericht. "Das ist ein sehr risikobehafteter Weg, war aber nach Ansicht der Geschäftsleitung die einzige Möglichkeit, um nachhaltig erfolgreich zu sein. Im Geschäftsjahr 2019/20 in welchem sich die Erfolge einzustellen begannen, kam dann die Coronakrise. Ein Worst-Case Szenario, das alle Bemühungen ad absurdum geführt hatte. Durch die Nähe zur Stadthotellerie, die mehr als 85 Prozent des Umsatzes ausmacht, kam es von einem Tag auf den anderen zu Umsatzeinbrüchen von fast 90 Prozent.".

Und weiter heißt es: "Vor allem die sehr schlecht geförderten ersten Pandemiemonate März bis Juni 2020, sowie die gar nicht geförderten Pandemiemonate Juli bis September 2020 haben ein tiefes finanzielles Loch hinterlassen, welches nur durch die Liquiditätshilfen (Stundungen Finanzamt und ÖGK sowie AWS Kredite) zwischenfinanziert werden konnten. Diese Finanzierungen müssen jetzt aber mittelfristig rückgeführt werden, das zusätzlich zu den noch vorhandenen Verbindlichkeiten aus Vorcoronazeiten."

Schwierige Lage

Bei der Erstellung der Prognoserechnung habe sich herausgestellt, so die Firma, dass das Unternehmen sowohl kurzfristig als auch mittelfristig nicht in der Lage ist ausreichende finanzielle Mittel zu erwirtschaften, um die fälligen Verbindlichkeiten zu begleichen.

Um eine positive Fortbestehensprognose abgeben zu können ist es notwendig, heißt es weiter, das zusätzliche finanzielle Mittel zur Verfügung zu stellen. Dafür sind kurzfristig, d.h. bis 31.3.2022 mindestens 700.000 Euro und mittelfristig, d.h. bis Ende 2023 mindestens 1,3 Millionen Euro notwendig. 2Erst ab dem Jahr 2024 ist das Unternehmen voraussichtlich in der Lage aus eigener Kraft die notwendigen finanziellen Mittel zu erwirtschaften.2

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