Metaller-Löhne: Die Gewerkschaft will heuer kräftiger zulangen
"Die Produktion ist um 2,2 Prozent gestiegen, die Zahl der Beschäftigten ist praktisch gleich geblieben. Es hat im Vorjahr einen echten Produktivitätsschub von 2,1 Prozent gegeben, es gibt daher keinen Grund für vornehme Zurückhaltung." Metaller-Chef Rainer Wimmer will bei der am 26. September startenden Lohnrunde für insgesamt 180.000 Metallbeschäftigte kräftig zulangen. Für 2017 erwartet das Wirtschaftsforschungsinstitut neuerlich eine Steigerung der Produktivität (Produktion pro Beschäftigten bzw. pro Arbeitsstunde) um mehr als 2 Prozent.
"Die Wirtschaftsdaten ergeben einen soliden Aufwärtstrend", sekundiert Rudolf Wagner, Chefverhandler der Angestelltengewerkschaft GPA. Außerdem sei, betont Wimmer, die Arbeitnehmerseite den Unternehmen bei der Arbeitszeit-Flexibilisierung "sehr weit entgegengekommen".
Stagnation
Christian Knill, Chef des mit 120.000 Beschäftigten größten Fachverbandes Maschinen-und Metallwarenindustrie (FMMI), sieht die Lage naturgemäß anders: "Fakt ist, dass wir heuer mit einer Stagnation oder mit nur einem minimalen Wachstum rechnen." Einem Drittel der Unternehmen gehe es gut, einem Drittel mittelmäßig und einem Drittel schlecht, sagt Knill. Der Abschluss müsse daher moderat ausfallen. Die Arbeitszeit-Flexibilisierung könne man nicht als Entgegenkommen der Gewerkschaft werten, diese sei längst überfällig gewesen.
Von moderat halten die Arbeitnehmervertreter nichts, sie streben offenbar einen höheren Abschluss an als im Vorjahr. 2015 gab es ein Plus von 1,5 Prozent bei den Ist- und bei den kollektivvertraglichen Mindestgehältern (siehe Grafik). Rein rechnerisch ist heuer – geht man vom traditionell angestrebten Verteilungsschlüssel der Gewerkschaft aus – ein Lohnabschluss von etwa 1,8 Prozent drin. Dieser setzt sich aus dem halben Produktivitätszuwachs plus der Abgeltung der Inflation zusammen. Die Teuerungsrate macht seit dem Abschluss im November 2015 laut Gewerkschaftsberechnungen 0,8 Prozent aus.
Freizeitoption
Neuerlich auf der Forderungsliste der Gewerkschaft steht Arbeitszeitverkürzung. Wie bereits im Vorjahr soll eine Freizeitoption vereinbart werden, bei der Mitarbeiter die Lohnerhöhung in mehr Freizeit umtauschen können. In der Elektroindustrie wird das Modell seit Jahren angewendet, in der Metallbranche liegt die Zahl der Firmen mit Freizeitoption noch im einstelligen Prozentbereich. Wimmer: "Die Nachfrage ist noch nicht sehr groß."
Knill hält nichts von einer weiteren Freizeitoption: "Österreich liegt bei der bezahlten Freizeit auf dem dritten Platz. Wir brauchen sicher nicht noch mehr Freizeit."
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