Meinl-Bank wird abgewickelt, Kunden heben ihre Einlagen ab

Meinl-Bank wird abgewickelt, Kunden heben ihre Einlagen ab
Der Andrang war am Dienstag größer als erwartet: 2.000 Kunden sind betroffen, die Einlagen belaufen sich auf 200 Millionen Euro.

Nachdem der Wiener Anglo Austrian AAB Bank (vormals Meinl Bank) die Konzession am Freitag entzogen wurde, wird die Gesellschaft nun von der Anwaltskanzlei Engelhart & Partner abgewickelt. "Die Presse" und das Ö1-"Morgenjournal" berichteten von einem größeren Kundenandrang am Dienstag.

Ausreichend Kapital

Die Einlagen der rund 2.000 Kunden sollen sich auf rund 200 Millionen Euro belaufen, davon sind 80 Millionen Euro durch die Einlagensicherung geschützt, hieß es aus Finanzkreisen. Betroffen sind unter anderem Pensionisten der früheren Meinl-Supermarktkette. Die Einlagensicherung gilt für Guthaben von bis zu 100.000 Euro. "Bis dato weist nichts darauf hin, dass die Bank nicht ausreichend Kapital hat, um die Guthaben zu bedienen", schreibt "Die Presse" in ihrer Mittwochausgabe.

Die betroffenen Kunden müssen sich nun eine neue Bank suchen. Einlagen werden an die Kunden ausbezahlt. Aktien- und Anleihendepots sind von der Einlagensicherung nicht abgedeckt, sie sollen direkt an ihre Besitzer zurückgegeben werden. Auch Kreditverträge mit der Anglo Austrian AAB Bank werden aufgelöst. Mit dem Bankkonzessionsentzug untersteht die Gesellschaft nicht mehr der Aufsicht durch die Finanzmarktaufsicht. Der Bankvorstand, zuletzt waren Samira Softic und Stephen Coleman im Amt, wurde abberufen.

Traditionshaus

Gegründet worden war das Wiener Geldinstitut 1923 von Julius Meinl II. als Spar- und Kreditverein der Freunde und Angestellten der Julius Meinl AG. Erst vor wenigen Monaten hat sich das Geldhaus mit Sitz am Wiener Bauernmarkt umgetauft, in Anglo Austrian AAB Bank. Damit wollte es wieder an Image gewinnen.

Völlig überraschend kam der Entzug der Konzession am vergangenen Freitag nicht. Es lief schon seit längerem ein Verfahren gegen die AAB, das im Lizenzentzug münden konnte. Das klassische Einlagen-/Kreditgeschäft wurde schon schrittweise zurückgefahren. Die frühere Meinl-Bank bzw. Tochtergesellschaften hatten sich häufig mit Anlegern gestritten und waren in der Vergangenheit wiederholt auch mit Geldwäsche-Vorwürfen konfrontiert.

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