Der Schiedsrichter pfeift und schon brennt dem Fußballfan im Stadion die Sicherung durch. Er wirft den vollen Bierbecher in Richtung Fußballfeld. Den Schiri wird er damit nicht treffen, dafür haben Vorarlberger Tüftler mit einer besonderen Innovation gesorgt: „Arena-Cup“ nennt sich der patentierte Mehrwegbecher der Firma Cup Concept, der Fußballspiele sicherer macht – und zugleich nachhaltiger.
„Der Arena Cup ist der einzige Mehrwegbecher aus Kunststoff für Stadien weltweit, der sich während des Fluges entleert, sollte er von jemanden samt Inhalt geworfen werden“, erläutert Firmenchef Gerhard Bertsch dem KURIER. Sehr weit geworfen werden kann er mit dem speziellen Henkel auch nicht.
Kein Wunder, dass bereits zahlreiche Fußballklubs in Europa auf den wiederverwendbaren Becher setzen, darunter die deutsche Bundesliga oder Sturm Graz und Rapid in Österreich. Auch bei der Fußball-EM 2024 könnten die Austro-Becher zum Einsatz kommen. Die Ausschreibung läuft gerade.
Mehrweg-Pionier
Cup Concept zählt zu den Pionieren von Kunststoff-Mehrwegsystemen in Europa. Schon vor 30 Jahren als Tochter der Vorarlberger Fries Kunststofftechnik in Sexau nahe Freiburg/Deutschland gegründet, zählt das Unternehmen mit 127 Mitarbeitern an zehn Standorten heute neben einer Firma in Frankreich zu den größten Anbietern in Europa.
Das Besondere: Cup Concept bietet seinen Kunden nicht nur eine ganze Palette an selbst entwickelten Mehrweggeschirr und -becher an, sondern wickelt vom individuellen Design und Bedruckung über Lagerlogistik und Transport bis zur Spülung gleich alles selbst ab. Jährlich werden 55 Millionen Becher gereinigt. So gibt es etwa in Wien-Penzing eine eigene Spülstation. Neben dem Kauf wird auch ein Mietmodell angeboten, das vor allem von kleineren Vereinen oder Konzertveranstaltern genutzt wird. Großkunden sind etwa der Münchner Europapark oder Bitburger. Die wiederverwendbaren Becher werden ausschließlich in Deutschland und Vorarlberg produziert.
400-mal im Einsatz
Die Öko-Bilanz kann sich durchaus sehen lassen: „Mit 55 Millionen Spülungen von Mehrwegbechern können wir im Vergleich zu Einwegbechern 215 Tonnen Material einsparen“, berichtet Bertsch. Der Kreislauf könne sich pro Polypropylen-Becher bis zu 400-mal wiederholen. Danach wird der Becher geschreddert, eingemahlen und zu einem Eimer weiterverarbeitet. „Jeder muss seinen Beitrag leisten, um die Erderwärmung zu stoppen“, sagt der Firmenchef.
Die Ansicht scheint sich langsam EU-weit durchzusetzen. Angetrieben durch immer strengere Umweltauflagen und den allgemeinen Nachhaltigkeitstrend freut sich Bertsch nach der Corona-Delle über stark steigende Nachfrage. Die EU sagt bekanntlich dem Verpackungsmüll den Kampf an und will kleine Einwegverpackungen im Fastfood-Bereich bis 2030 verbieten. Das könnte wiederum das Geschäft mit wiederverwendbaren Pommesschalen, Bowls oder Tellern ankurbeln, hofft Bertsch.
Für Heißgetränke, etwa Glühwein auf Weihnachtsmärkten, bietet das Unternehmen den sogenannten „Hot to Go Cup“ in drei Farben an. Spezielle Sekt-, Wein- und Cocktailbecher runden das Sortiment ab. Bestellungen sind ab 100 Stück möglich.
Auch für Pfandsysteme hat Cup Concept eine eigene Lösung erfunden: Die Becher können mit RFID-Chip ausgestattet werden. Auf die Chips kann das Pfand – etwa 2 Euro – dann automatisch abgebucht und bei der Rückgabe wieder gutgeschrieben werden. Ein zweimaliges Einlösen wird ausgeschlossen.
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