Megapleite P & R: Grazer Firma vermittelte Container-Investments

Megapleite P & R: Grazer Firma vermittelte Container-Investments
Die Insolvenz der deutschen Container-Gruppe P & R schlägt auch nach Österreich durch - Grazer Vermittler auf Tauchstation.

„Herzlich willkommen bei TSV Transportsysteme. Aufgrund der aktuellen Ereignisse bei P & R Container sind unsere Telefonleitungen zeitweise stark überlastet. Bitte hinterlassen Sie eine Nachricht oder rufen Sie zu einem späteren Zeitpunkt nochmals an“, sagt einen männliche Tonband-Stimme, wenn man die Rufnummer der Grazer TSV Transportsysteme Vertriebs- und Verwaltungs GmbH wählt. Und auf der TSV-Homepage heißt es: „Aufgrund der aktuellen Ereignisse bei P&R Container bitten wir Sie, sämtliche Informationen unter der Internetseite www.frachtcontainer-inso.de abzurufen.“ Inso steht für Insolvenz.

Spätestens jetzt müssten bei TSV-Kunden die Alarmglocken schrillen. Denn die Grazer Firma, deren Geschäftszweck laut Creditreform die österreichweite „Vermittlung und der Verkauf von Transportcontainern zur Kapitalanlage“ ist, ist von einem der größten Anlegerskandale Deutschlands betroffen bzw. möglicherweise in diesen sogar verwickelt. Unklar ist, wie viele Österreicher um ihr Geld bangen.

Megapleite P & R: Grazer Firma vermittelte Container-Investments

Die Vorgeschichte: Im März 2018 musste die deutsche P & R-Container-Gruppe um den Firmengründer Heinz Roth - er ist österreichischer Staatsbürger - Insolvenz anmelden, seit Mitte Mai 2018 ermittelt die Staatsanwaltschaft München I gegen frühere und aktuelle Geschäftsführer wegen des Verdachts des Betruges.

Laut Aktenlage soll die P&R Gruppe mit Sitz in Grünwald bei München rund 3,5 Milliarden Euro bei 54.000 Anlegern eingesammelt und damit 1,6 Millionen Standard-Frachtcontainer angeschafft haben. Den Investoren winkten saftige Renditen aus der Container-Vermietung und aus dem späteren Rückkauf der Transportbehälter durch die Emittentin.

Fette Gewinne

Megapleite P & R: Grazer Firma vermittelte Container-Investments

Lukrative Gewinne

133,62 Millionen Euro für Firmengründer

Wie lukrativ das Container-Geschäft ist, zeigt der letzte Veranlagungsprospekt vom heurigen Jänner. Demnach sollte der Gründungsgesellschafter Heinz Roth bis Ende 2023 rund 133,62 Millionen Euro an Gewinnbeteiligungen, Bezügen, Aufwandsentschädigungen und Provisionen kassieren.

Daraus wird nichts mehr. Statt 1,6 Millionen gekauften Containern sollen bloß 618.000 Stück existieren. Oder anders gesagt: Container mit einem geschätzten Ankaufswert in Höhe von 2,67 Milliarden Euro fehlen.

Der 75-jährige Heinz Roth ist im Juli 2017 aus der Geschäftsführung der Mutterfirma P & R AG und im Oktober 2017 aus dem Verwaltungsrat der Schweizer Equipment & Finance Corp ausgeschieden. Letztere lukriert die Container-Mieteinnahmen und ist für den Rückkauf der Container verantwortlich. Laut Prospekt gehört die Schweizer Gesellschaft Gründungsgesellschafter Heinz Roth.

Roth Senior war auch Gesellschafter der Grazer TSH Transportsysteme-Handels GmbH, deren Vermögen er im Herbst 2001 seinem Sohn Harald übertrug. Laut Creditreform ist Roth Junior – von Herbst 2002 bis heute – Mehrheitsgesellschafter der Grazer TSV Transportsysteme Vertriebs- und Verwaltungs GmbH. – wo nur noch das Telefonband läuft. Dem Vernehmen nach werden aber alle Vorwürfe bestritten.

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