Markenartikler wollen nach Merkur-Aus "faire Chance" bei Billa

MERKUR und BILLA werden im April eine Familie: BILLA und BILLA Plus
Die Produzenten machen sich Sorgen, dass noch mehr Handelsmarken in den Regalen stehen.

Der Markenartikelverband hat heute vorsichtig auf das gestern verkündete Ende für die Marke Merkur und die Umwandlung der Merkur-Märkte in "Billa Plus" reagiert. Der Schritt des Eigentümers, des Rewe-Konzerns, sei im scharfen Wettbewerb der Lebensmittelhandelsketten verständlich, sagte der Geschäftsführer des Österreichischen Verbandes der Markenartikelindustrie, Günter Thumser. Man erwarte aber nun eine "faire Chance" für Markenartikel gegenüber den Handelsmarken.

Faire Chance

Darunter verstehen die Markenartikler, dass der Handel neue Produkte der Hersteller auch so platziere, dass das Produkt eine Chance habe - "nicht irgendwo ganz oben, oder daneben sofort ein sehr ähnliches Angebot 30, 40 Prozent günstiger". Dann würde das Innovations-Produkt des Herstellers die gesamten Entwicklungskosten tragen, aber nur als "Schuhlöffel" dienen und als Vorlage für den Eigennutz verwendet. "Das ist nicht fairer Wettbewerb", betonte Thumser bei einer Online-Pressekonferenz am Freitag.

Der Handel gehe bei den eigenen Marken nämlich mit ganz anderen Maßstäben in die Preiskalkulation. Die Herstellermarken hätten einen viel höheren Entwicklungsaufwand. "Es ist natürlich unfair, wenn man nur die Regalpreise vergleicht. Man sollte sich auch mit dem Durchschnittspreis bzw. den Aktionspreisen der Hersteller beschäftigen." Beim gezielten Einkauf sei die Preisdifferenz gar nicht mehr so groß, sondern betrage nur mehr 10, 15 Prozent, meint der Verbands-Geschäftsführer.

"Weinendes Auge"

Mit Merkur werde eine "sehr wertvolle und nachhaltig aufgebaute Premiummarke" abgeschaltet, so Thumser. Der für den Markenartikelverband tätige Werber Mariusz Jan Demner sieht den Schritt von Rewe "mit einem weinenden Auge". Seine Agentur arbeite nämlich für Merkur, man habe beim Aufbau der Marke geholfen. Die Entscheidung des Managements wolle er nicht kommentieren. "Wir können nur hoffen, dass die künftige Entwicklung die Marken in ihrem Stellenwert im Regal belässt, und sie auch versteht als wichtige Kundenbringer."

Der Verband der Markenartikelindustrie führt seine jährliche Kampagne, die zum Kauf von Markenprodukten verführen soll, auch heuer durch. Das Motto: Besser mit der Marke. Dafür werden von Plakaten über TV-Buchungen bis zum Online-Spiel verschiedene Werbeformen genutzt. Der Bruttowert der Kampagne liegt laut Demner bei über 2,2 Millionen Euro in einem Monat. "Das wird eine sehr sichtbare Kampagne sein", ist der Werber überzeugt. Marken stünden gerade in der Krise für Vertrauen und Sicherheit.

Kommentare