Mangel an Lokführern und Verschiebern hat drastische Folgen

Mangel an Lokführern und Verschiebern hat drastische Folgen
Ohne Entspannung des Personalmangels im Schienengüterverkehr wird in manchen Branchen die Versorgung zusammenbrechen.

Im österreichischen Schienengüterverkehr fehlen bis 2025 wegen natürlicher Abgänge und fehlender Bewerbungen hunderte Arbeitskräfte. Allein die ÖBB suchen heuer 500 Lokführer, 300 Wagenmeister (sie kontrollieren den Zug vor der Abfahrt) und 60 Verschieber. Doch auch die privaten Anbieter stöhnen unter dem Fachkräftemangel, vor allem, weil sie weniger Bildungseinrichtungen und weniger Mittel für Werbung haben, sagt Andreas Mandl, Vorsitzender des Ausschusses Güterverkehr in der WKO. Auch sie müssen bis 2025 viele Leute ersetzen.

„Die Arbeit als Lokführer ist keine schlechte“, sagt Mandl. Anders als Lastwagenfahrer würden Lokführer im Hotel schlafen. Der Verdienst sei auch nicht schlecht. Offenbar würden aber Nachtschichten, Wochenend- und Feiertagsdienste abschrecken. Durch das immer präsenter werdende Thema autonomes Fahren würden viele auch die Zukunftsperspektive eines Lokführers in Frage stellen. Noch dazu dauere die Ausbildung zum Lkw-Fahrer nur drei Monate, eine Lokführerausbildung aber zehn bis zwölf Monate. Noch schwieriger sei es, den Bedarf an Wagenmeistern und Verschiebern zu decken. „Die arbeiten bei jedem Wetter draußen“, sagt Mandl.

Engpässe

Der Mangel an Personal könnte bald weitreichende Folgen haben. In Extremsituationen könnte in manchen Bereichen die Versorgung zusammenbrechen. So geschehen zu Jahreswechsel in Deutschland, erzählt Mandl. Da hatte der Rhein zu wenig Wasser für die Schifffahrt, wodurch man auf die Straße und die Schiene ausweichen musste. Da aber in Deutschland das Arbeitskräfteproblem akuter als in Österreich ist, waren die Kapazitäten auf der Schiene bald erschöpft. „Die Folge war, das viele Tankstellen geschlossen blieben, weil sie keinen Treibstoff mehr geliefert bekamen“, so Mandl.

Die Auswirkungen könnten aber noch viel weiter gehen. Wenn Rohstoffe nicht mehr geliefert werden können, komme es zu Kurzarbeit. Autohersteller kämen mit der Produktion nicht nach, was zu Wartezeiten beim Autokauf führen könne. Mehr Lkw auf der Straße würden für mehr Staus, mehr Unfälle und mehr Feinstaub sorgen. „Es sind viele kleine Dinge, die hier zusammenspielen“, sagt Mandl.

Immer mehr Nachfrage

Das Problem wird in Zukunft eher größer als kleiner, da der Schienengüterverkehr stark wächst. 2016 machte die Branche in Österreich – private Anbieter und die ÖBB – einen Umsatz von 996 Millionen Euro. 2018 waren es bereits rund 1,2 Milliarden Euro. Das Wachstum soll zumindest bis 2020 im selben Tempo weitergehen.

Noch etwas ist laut Mandl zu beachten: „Wir transportieren nicht nur Güter von A nach B, sondern schaffen auch Arbeitsplätze.“ Durch jeden Arbeitsplatz im Schienengüterverkehr würden zwei zusätzliche Arbeitsplätze in anderen Branchen entstehen, zum Beispiel in einer Werkstatt, in der die Lokomotiven serviciert werden, oder in Hotels, in denen die Lokführer schlafen.

Um doch wieder mehr Interessenten zu finden, haben die privaten Güterbahnen die Initiative „Komm-zum-Zug“ gestartet. Anfang Jänner ist sie angelaufen, bisher haben sich laut Mandl 70 bis 80 Bewerber gemeldet. Wie viele von ihnen geeignet seien, werde sich erst zeigen. Wenn sich durch die Kampagne bis 2020 zusätzliche 100 Mitarbeiter finden ließen, wäre das schon ein kleiner Erfolg, so Mandl.

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