Nächster Ärger bei der Lufthansa: Piloten drohen mit Streik

Ein Pilot steht mit verschränkten Armen vor einer Anzeigetafel mit vielen annullierten Flügen.
Nach dem geplanten Abbau tausender Stellen gibt es den nächsten Ärger. Im Streikfall drohen Passagieren Verspätungen und Ausfälle.

Die Passagiere der deutschen AUA-Muttergesellschaft Lufthansa müssen sich in den kommenden Wochen auf Streiks der Pilotinnen und Piloten einrichten. Bei einer Urabstimmung der Gewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) hat eine deutliche Mehrheit der stimmberechtigten Mitglieder für einen Arbeitskampf gestimmt, wie eine Sprecherin am Dienstag mitteilte.

Noch kein konkreter Streiktermin

Ein konkreter Streikzeitpunkt wurde zunächst nicht genannt. Über das weitere Vorgehen soll die Tarifkommission der Gewerkschaft entscheiden. In der Vergangenheit hatte die Lufthansa bei umfassenden Pilotenstreiks nahezu das komplette Programm im betroffenen Zeitraum abgesagt.

Airline sieht kaum finanziellen Spielraum

Die Lufthansa ist nach der Urabstimmung ihrer Piloten für einen Streik zu weiteren Verhandlungen bereit, sieht aber keinen größeren finanziellen Spielraum. Die Gewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) wolle die Gespräche wieder aufnehmen, erklärte Personalvorstand Michael Niggemann am Dienstag. "Das begrüßen wir, denn tragfähige Lösungen können nur am Verhandlungstisch gefunden werden." Das Votum für den möglichen Arbeitskampf habe die Gestaltungsspielräume aber nicht vergrößert. Niggemann mahnte eine Lösung an, die mit der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit der Kernmarke vereinbar wäre. Diese macht dem Unternehmen zufolge aber schon länger keinen Gewinn.

Laut VC haben sich an der Abstimmung 90 Prozent der Lufthansa-Piloten und 95 Prozent der Lufthansa-Cargo-Piloten beteiligt. Sie unterstützten zu 88 Prozent beziehungsweise zu 96 Prozent den Arbeitskampf. Die Urabstimmung sei damit angenommen.

Notwendig waren bei der Urabstimmung mindestens 70 Prozent Ja-Stimmen der betroffenen Mitglieder in den Gesellschaften Lufthansa und Lufthansa Cargo. Enthaltungen und Nicht-Teilnahmen an der Abstimmung wurden als Nein-Stimmen gewertet. Zuletzt hatten die Piloten der Lufthansa im Jahr 2022 für einen Tag gestreikt.

Streit um Betriebspensionen

In dem Tarifkonflikt geht es um die Betriebspensionen der rund 4.800 Pilotinnen und Piloten. Die Gewerkschaft war mit der Forderung nach einer Verdreifachung des Arbeitgeberanteils in die Verhandlungen gegangen und hatte dies dann im Laufe von sieben Gesprächsrunden reduziert. Eine Einigung wurde aber nicht erreicht.

"Die Altersvorsorge ist ein zentrales Fundament der Lebensplanung für Pilotinnen und Piloten - mindestens genauso wichtig wie die gesetzliche Rente", erklärt der Sprecher der Tarifkommission, Arne Karstens. "Wir erwarten nun, dass Lufthansa die Signale der Belegschaft ernst nimmt und endlich ein verhandlungsfähiges Angebot zur betrieblichen Altersversorgung vorlegt."

Die zuletzt defizitäre Lufthansa-Kerngesellschaft durchläuft gerade ein hartes Sanierungsprogramm. Ihr Chef Jens Ritter hatte erklärt, schlichtweg keine Mittel zu haben, um die "ohnehin schon sehr gute" betriebliche Altersvorsorge aufzustocken.

Konzernstrategie passt Piloten nicht

Am Montag hatte zudem der Lufthansa-Vorstand gegenüber Investorinnen und Investoren seine Strategie bekräftigt, die kleineren Lufthansa-Flugzeuge und damit auch Pilotenjobs in andere Flugbetriebe mit deutlich geringeren Lohnkosten zu verlagern. Bereits 2030 soll demnach rund die Hälfte der Kurz- und Mittelstreckenjets von Flugbetrieben außerhalb des Lufthansakerns geflogen werden. Dazu hat der Konzern eigens die Betriebe Discover und City Airlines gegründet.

Gegen diese Strategie sperren sich intern die VC ebenso wie die Flugbegleitervertretung Ufo, die ihre Tarifverhandlungen ebenfalls für gescheitert erklärt hat. Gegen strategische Unternehmensentscheidungen darf aber nicht gestreikt werden, weil sie nicht Gegenstand von Tarifverträgen sind.

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