Gewerkschaft fordert für Eisenbahner drei Prozent netto mehr

Wir haben es satt, den Bonus für den Finanzministers zu verhandeln. Die Beschäftigten müssen von den Lohnerhöhungen auch etwas im Geldbörsel spüren." Roman Hebenstreit, Vorsitzender der Sektion Verkehr in der Gewerkschaft vida und ÖBB-Betriebsratschef, macht vor dem Hintergrund der ÖGB-Kampagne für eine Steuerreform bei den KV-Verhandlungen für rund 34.000 heimische Eisenbahner bei den ÖBB und anderen Bahnunternehmen einen ungewöhnlichen Vorstoß: "Wir fordern eine Netto-Lohnerhöhung von drei Prozent." Der Grund für die Nettoforderung ist die hohe Lohnsteuer Hebenstreit: "Wir produzieren am laufenden Band Reallohnverluste."
Von einer Brutto-Lohnerhöhung blieben wegen der hohen Steuer- und Abgabenbelastung – argumentiert Hebenstreit– netto maximal zwei Drittel übrig. Durch die kalte Progression (das automatische Hineinrutschen in einen höheren Steuertarif, Anm.) falle der Nettobetrag noch einmal. Und den Rest fresse die Inflation auf, die mit derzeit 1,8 Prozent zu den höchsten Teuerungsraten in der EU zählt. Hebenstreit: "Eine Brutto-Lohnerhöhung ist unter diesen Voraussetzungen der falsche Ansatz, die Inflation trifft die Leute ja auch netto."
Die Forderung nach drei Prozent netto setzt sich laut Hebenstreit aus der Abgeltung der Inflation und einem Anteil der Beschäftigten an den gestiegenen Betriebserfolgen der Unternehmen zusammen.
Reallohn-Verluste
In der laufenden Lohnrunde selbst dürfte sich die Gangart verschärfen. Die Arbeitgeber – für die der Fachverband der Schienenbahnen verhandelt – boten am vierten Verhandlungstag am Dienstag dieser Woche magere 1,8 Prozent. Brutto. Hebenstreit: "Das ist ein programmierter Reallohnverlust."
Sollte es in den nächsten Tagen keine substanziellen Annäherung geben, ist bereits für kommenden Dienstag eine Betriebsrätekonferenz in Wien geplant. Hebenstreit: "Wenn es nötig ist, können wir da auch gleich über allfällige Kampfmaßnahmen abstimmen."
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