Lieferengpässe kosteten Österreichs Wirtschaft 750 Millionen Euro
Die globalen Lieferengpässe haben Österreichs Wirtschaft heuer im zweiten und dritten Quartal 750 Mio. Euro gekostet, wie die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) am Freitag vorrechnete. Den Angaben zufolge wurde die Wirtschaftsleistung im zweiten Quartal um 0,3 bis 0,4 Prozentpunkte und im dritten Quartal um 0,2 Prozentpunkte gedämpft. Die Schwierigkeiten werden laut OeNB bis ins Jahr 2022 andauern, danach ist mit Aufholeffekten zu rechnen.
Sprunghafter Anstieg
"Im Zuge der COVID-19-Pandemie kam es seit Jahresbeginn zu einem sprunghaften Anstieg der globalen Nachfrage bei gleichzeitigen Veränderungen der Nachfragestruktur. Dies führte weltweit zu Lieferverzögerungen, Materialknappheiten und Preissteigerungen von bestimmten Rohstoffen und Zwischenprodukten.
In der Folge können in der heimischen Industrie aktuell bestehende Aufträge trotz vorhandener freier Kapazitäten nicht im gewünschten Ausmaß abgearbeitet werden", so die Nationalbank.
Deutschland sei von den aktuellen Materialengpässen mehr als doppelt so stark betroffen wie Österreich. "Dies erklärt sich durch unterschiedliche Schwerpunkte innerhalb der Industrie - primär die höhere Relevanz der Automobilbranche in Deutschland, die besonders unter Engpässen bei Halbleitern leidet - und durch die unterschiedliche Position der deutschen und österreichischen Industrie innerhalb globaler Lieferketten. Während die österreichischen Unternehmen in der Automobilbranche als Zulieferer agieren, werden in Deutschland die Autos endgefertigt", heißt es dazu von der OeNB.
Dämpfende Effekte
Wie der wöchentliche BIP-Indikator der OeNB von Anfang September zeige, schwankte das BIP im August um das Vorkrisenniveau und habe sich somit wie von der OeNB vor Sommerbeginn erwartet entwickelt. "Somit bleibt die Konjunkturprognose der OeNB für 2021 aufrecht", erklärte die Nationalbank in einer Aussendung. Trotz der dämpfenden Effekte der Lieferengpässe erwartet die OeNB eine Zunahme der Wirtschaftsleistung Österreichs von rund vier Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Sollten die weltweiten Lieferschwierigkeiten nicht - wie erwartet - ab dem vierten Quartal 2021 abnehmen, würde dies eine - wenn auch nur geringe - Abwärtsrevision der Prognose für das Jahr 2021 zur Folge haben.
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