Letzter Neuwagen in Aulnay vom Band gelaufen

Das Innere einer leeren Fabrikhalle mit Betonboden und Stahlträgern.
Peugeot macht die Fabrik dicht. Es ist das erste Autowerk seit 20 Jahren, das in Frankreich geschlossen wird.

Aus und vorbei, in Aulnay-sous-Bois. Im traditionsreichen Peugeot-Citroen-Werk bei Paris ist vor der endgültigen Schließung im kommenden Jahr der letzte Wagen vom Band gelaufen.

Der silbergraue Citroen C3 wurde Freitag früh fertiggestellt. Gefahren wird damit allerdings nicht mehr, es wandert direkt ins ebenfalls in Aulnay ansässige Citroen-Museum.

Bis zur endgültigen Schließung des Werks im kommenden Jahr - der genaue Termin ist noch nicht bekannt - werden dort nur noch Einzelteile gefertigt. Aulnay ist die erste Autofabrik seit 20 Jahren, die in Frankreich geschlossen wird.

PSA Peugeot Citroen hatte im Juli 2012 bekanntgegeben, das 1973 eröffnete Werk zu schließen. Der kriselnde Autobauer hat einen harten Sparplan aufgelegt und will bis Mai 2014 insgesamt 11.200 Stellen streichen.

Proteste

Ein Mann legt einen Reifen auf einen brennenden Stapel Reifen inmitten einer Menschenmenge.
epa03630394 PSA Peugeot Citroen employees burn tyres in front of the company headquarters in Paris, France, 18 March 2013. PSA workers were protesting against the closure of the Peugeot automobile plant in Aulnay, outside Paris, and the layoffs scheme. EPA/IAN LANGSDON
Zwischen Jänner und Mai dieses Jahres legte ein Streik das Werk in Aulnay nordöstlich von Paris lahm. Seitdem liefen nur vereinzelt Autos vom Band.

In Hochzeiten wurden in der Fabrik bis zu 700 Autos am Tag produziert.

Nach Angaben von PSA wurde für die große Mehrheit der Arbeiter in Aulnay - 2700 von 3000 - eine Lösung gefunden. Sie wurden in ein anderes PSA-Werk versetzt oder sollen noch versetzt werden, fanden einen neuen Arbeitgeber oder gingen in den vorzeitigen Ruhestand. Die Arbeiter, mit denen keine einvernehmliche Lösung gefunden wird, könnten ab dem 1. April gekündigt werden.

Harter Schlag

PSA Peugeot Citroen leidet besonders unter der Krise auf dem europäischen Automarkt, wo der Konzern nach wie vor den Großteil seiner Fahrzeuge verkauft. 2012 brach der Absatz von Fahrzeugen des Konzerns weltweit um 16,5 Prozent ein, PSA musste den höchsten Nettoverlust seiner Geschichte verkraften.

Am Donnerstag unterzeichnete PSA mit vier Gewerkschaften einen Pakt für mehr Wettbewerbsfähigkeit. So werden im kommenden Jahr die Gehälter allgemein eingefroren. Auch sagen die Arbeiter mehr Flexibilität bei den Arbeitszeiten zu. Im Gegenzug soll mit Ausnahme von Aulnay-sous-Bois bis 2016 kein Werk in Frankreich geschlossen wird. Auch soll die Zahl der in Frankreich produzierten Fahrzeuge erhöht werden. Eine ähnliche Vereinbarung hatte im Frühjahr bereits der französische PSA-Konkurrent Renault mit seinen Arbeitern geschlossen.

Die Arbeitslosigkeit in Frankreich hat im September einen neuen Höchststand erreicht. Die Zahl der registrierten Arbeitssuchenden stieg im Monatsvergleich um 60.000 auf 3,29 Millionen Menschen an, wie das Arbeitsministerium am Donnerstag mitteilte. Das entspricht einem Anteil von rund 10,9 Prozent der erwerbsfähigen Bevölkerung.

Im Zweimonatsvergleich sei jedoch nur ein Anstieg um 10.000 Menschen zu verzeichnen, was einen insgesamt positiven Trend bestätige, hieß es weiter. Zudem hatte es im vergangenen Monat eine Panne bei der Erfassung gegeben, weshalb bereits im Vorfeld mit einem merklichen Anstieg gerechnet worden war.

Jugend stark betroffen

Insgesamt sind in Frankreich der Statistik zufolge derzeit 4,84 Millionen Menschen auf der Suche nach einer Erst- oder Zusatzbeschäftigung. Laut der neuen Statistik ist weiterhin die Jugendarbeitslosigkeit ein großes Problem. Im Vergleich zum August stieg die Zahl der unter 25-jährigen Arbeitssuchenden demnach um drei Prozent an. Seit Mai sei sie jedoch um 0,5 Prozent pro Monat gefallen.

Für Frankreichs kriselnde Wirtschaft hatte es zuletzt Signale der Hoffnung gegeben. So bestätigte das Statistikamt Insee kürzlich, dass nach einer kurzen Rezession die Wirtschaft im zweiten Quartal 2013 um überraschende 0,5 Prozent angewachsen war. Der Internationale Währungsfonds rechnet für das laufende Gesamtjahr mit einem Wirtschaftswachstum um 0,2 Prozent, für das kommenden Jahr sagt er ein Plus von 1,0 Prozent voraus.

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